persönliches Wachstum durch Meditation

Jetzt! Können wir wirklich immer nur in der Gegenwart leben?

By Jan | Achtsamkeit

Mai 03
Eckhart Tolle

Selten hat ein spirituelles Buch der Gegenwart in so kurzer Zeit so hohe Auflagen erzielt wie „Jetzt! Die Kraft der Gegenwart“ von Eckhart Tolle.

Ein spirituelles Buch, das sich wie ein Krimi liest.

Geschrieben in einer Sprache, die das Herz berührt, und den Verstand ab und zu etwas ohnmächtig zurücklässt.

Ich habe dieses Buch inzwischen zwei mal gelesen.

Es gab viele Aha-Momente.

Einige Male habe ich das Buch erst mal beiseite gelegt, um die Inhalte zu verdauen.

In diesem Blogartikel möchte ich eine Zusammenfassung der wesentlichen Inhalte geben, aber auch ein paar kritische Anmerkungen loswerden.

Ganz untypisch beginne ich mal mit der Kritik 😉

Zeit

Da ist zum einen das Phänomen „Zeit“.

Vergangenheit

Die einen sagen, wir sollen uns mit unserer Vergangenheit auseinander setzen.

Aufarbeiten.

Verstehen.

Versöhnen…

Dann die Zukunftsapostel:

Setze deinen Focus auf die Zukunft. Ziele setzen, Visualisieren, Planen…

Die liebe Gegenwart

Und dann andere – frisch inspiriert durch Tolle & Co:

Lebe im „Hier und Jetzt“ und vergiss den Rest!

Alle haben ja irgendwie Recht.

Aber wie können wir das Maß finden, das uns nicht frustriert, sondern ganz konkret im Alltag hilft?

Warum das Hier und Jetzt allein nicht ausreicht

Wir brauchen alle drei Zeiten:

  • Die Vergangenheit, aus der wir lernen und die uns verstehen lässt, warum wir so sind, wie wir geworden sind. Unser Fühlen, Denken, Wollen. Unsere Ängste, Sorgen, Verletzungen, Bedürfnisse. Alles hat seinen Grund und die Vergangenheit gehört zu uns.
  • Die Gegenwart, in der wir mit unseren Sinnen ganz präsent sind: wir atmen, schmecken, hören, sehen, riechen, fühlen. Wir denken und handeln – eben genau in diesem Moment.
  • Die Zukunft, auf die wir uns so gut es geht vorbereiten, um Erfüllung und Sinn zu erfahren.

Diese Ebenen gut zu gewichten, ist gar nicht so einfach. Der eine verliert sich hier, der andere dort.

Hilfreich können folgende Gedanken sein:

  • Schwerpunkt sollte die Gegenwart sein: Nur in der Gegenwart können wir unser Bewusstsein schulen. Statt unsere Energie in vergangene Erinnerungen, Träume oder Zukunftssorgen zu verlieren ist es wohltuend, unseren Körper, unsere Gedanken und Gefühle von außen wahrzunehmen. Wir zentrieren und „erden“ uns durch diesen Schwerpunkt im Leben.
  • Die Zeiten nicht mischen: Zwischen Zukunftsvisionen und Erinnerungen hin und her schwanken ist ein Energieräuber. Besser ist es, entweder bewusst in die Erinnerungen eintauchen oder mit allen Sinnen in die Zukunft lauschen. Oder sich eben der Gegenwart widmen, mit allem, was man hat.
  • Immer wieder bewusst werden: Nehme ich gerade den Moment war, oder bin ich in der Vergangenheit, oder in der Zukunft? („Ah, ich plane gerade den morgigen Tag…“).
  • Lebensphasen verstehen: es gibt Zeiten, in denen ich stärker auf meine Vergangenheit schaue, um zu mein Leben zu verstehen. Dann gibt es Tage, in denen ich mich der Zukunft widme: Jahresplanungen, Visions-retreate, bewusste Träumereien… Und dann die Zeit, in denen ich z.B. im Urlaub lange Spaziergänge mache und mit meinen Sinnen in die Gegenwart eintauche: Mein Gesicht in die Sonne halte, den Wind und Regen spüre oder bewusst meinen Espresso genieße. Diese Jahreszeiten des Lebens sollten wir achten und uns nicht immer gleich zum „gegenwärtigen Moment“ hin prügeln.

Ich genieße es sehr, mich entspannt und mit ruhigem Gewissen in allen Zeiten hin und her zu bewegen.

Nachdem ich diese persönliche Einschätzung geschrieben habe, hier nun das „Gegengewicht“ von Eckhart Tolle. Sozusagen die Quintessenz aus seinem Buch

1. Erkenntnis:

Die einzig wichtige Zeit ist diejenige, die uns am wenigsten bewusst ist:

die Gegenwart.

Alles was du fühlst und empfindest, findet in der Gegenwart statt.

Wenn man darüber nachdenkt, ist die Vergangenheit nichts weiter als alle gegenwärtigen Momente, die vergangen sind und die Zukunft ist nur die Ansammlung gegenwärtiger Momente, die darauf warten, anzukommen.

Tolle führt aus, dass Probleme, Sorgen und Leid nur aus einem fehlenden Gefühl für die Gegenwart resultieren.

Er beschreibt, wie man die Sorgen in seinem Leben loswerden und inneren Frieden finden kann, indem man voll und ganz das Jetzt lebt.

Die Botschaft ist einfach:

Das Leben im Jetzt ist der wahre Weg zum Glück. Eigentlich besitzt du gar nichts anderes als den gegenwärtigen Moment.

Man hört es immer wieder, wie wertvoll Zeit doch ist und dass wir sie nicht verschwenden sollen.

Dazu sagt Tolle, das sei nur die halbe Wahrheit!

Zeit ist überhaupt nicht kostbar. Was uns so kostbar erscheint, ist nicht die Zeit, sondern der einzige Punkt, der außerhalb der Zeit liegt: das Jetzt.

Das allerdings ist kostbar.

Der Grund, warum wir viele Dinge bereuen und uns Sorgen machen, liegt in der Art und Weise, wie unser Verstand arbeitet.

Der durch Gedanken ständig beschäftigte Verstand ist hauptsächlich mit zwei Dingen beschäftigt: Vergangenheit und Zukunft.

Von Zukunft und Vergangenheit besessen

Je mehr wir uns auf die Zeit konzentrieren, also auf Vergangenheit und Zukunft, desto mehr verpassen wir das Jetzt. Und genau das ist das Kostbarste, was wir haben.

Warum ist es so kostbar?

Weil es das Einzige ist, was du besitzt.

Weder gab es eine Zeit, wo dein Leben nicht Jetzt war, noch wird es jemals so sein.

Vor der unbefriedigenden Gegenwart fliehen viele Menschen in die Zukunft (DANN wird es mir besser gehen). Du kannst aber nicht beides sein, unglücklich und voll im Jetzt gegenwärtig und dankbar für den Moment.

2. Erkenntnis:

Du bist nicht dein Verstand

Wir suchen im Außen nach Erfüllung. Sicherheit, Wertschätzung und Liebe, doch der wahre Reichtum liegt im Inneren.

Dieses Sein können wir auch Gott nennen. Ein Begriff, den Tolle nur sehr sparsam benutzt.

Das Gefühl von Einheit mit dem Sein ist mit dem Verstand aber nicht zu erfassen.

Für das Ego existiert der gegenwärtige Moment kaum. Es hält die Vergangenheit am Leben und versetzt sich in die Zukunft:

„Wenn dies geschieht, werde ich glücklich sein.“

Der Verstand ist nützlich für praktische Zwecke wie analysieren, unterscheiden, logische Schlüsse ziehen etc.

Wenn man sich Sorgen macht, ist man mit seinem Verstand identifiziert, der sich in eine zukünftige Situation hineindenkt und Angst erzeugt. Es gibt aber keinen Weg, mit einer solchen Situation umzugehen, da sie ja im realen Leben gar nicht existiert.

Sie ist nur ein Hirngespinst, nur eine Phantasie.

Diesen „Wahnsinn“ kann man, wie Tolle sagt, nur beenden, wenn man den gegenwärtigen Moment als das, was er ist anerkennt, ohne eine Geschichte über diesen Moment zu erfinden.

Sich des eigenen Denkens bewusst werden

Der erste Schritt, um aus diesem Dilemma auszusteigen, ist laut Tolle sich des eigenen Denkens erst einmal bewusst zu werden, quasi als stiller Beobachter. Dadurch, dass man ein Zeuge seiner Gedanken wird, entsteht eine neue Dimension von Bewusstsein.

Damit kommen wir automatisch zur Wahrnehmung der Gegenwart zurück, die der Schlüssel zur Selbstfindung und zu innerem Frieden ist.

Die drei Tore zur Gegenwart

Laut Tolle gibt es drei „Tore“, die uns helfen, in die Gegenwart einzutreten und sie intensiv zu spüren, die aber alle miteinander zusammenhängen:

Innerer Körper

Hier geht es um das In-Sich-Hineinhören. Das heißt, intensiv den Körper spüren, am besten mit Händen und Füßen anfangen, dann immer weiter alle anderen Teile spüren.

Wir kennen das vom „Bodyscan“ in der Achtsamkeitsübung. Dabei erkennen wir, dass hinter dem Verstand noch etwas liegt, und zwar das „simple“ Sein, unsere wahre Essenz. Damit stehe ich nicht mehr im Zwang, etwas zu werden oder etwas zu erreichen, denn ich bin schon alles und habe bereits alles. Damit bin ich frei, denn weder mein Glück  noch mein Selbstgefühl hängt jetzt noch von Resultaten ab.

Der Stille lauschen

Um aus dem Gedankenkarussell auszusteigen können wir versuchen, die Stille „hinter“ beziehungsweise „zwischen“ den Geräuschen zu hören. Denn wenn wir uns auf die Stille im Außen konzentrieren, werden wir auch innerlich still. Wir kommen zur Ruhe und sind dann im Kontakt mit unserem wahren Sein. Das ist ein Zustand wo wir aufhören zu beurteilen und zu bewerten, sondern alles, was ist annehmen. Das führt direkt zum nächsten Punkt:

Hingabe und Akzeptanz

Annahme und Akzeptieren von dem, was ist. Das heißt ein klares JA zum jetzigen Augenblick. Denn laut Tolle lebt der Verstand vom Nein zum Augenblick, vom Widerstand gegen das, was ist.

Jeder Schmerz, den wir fühlen, resultiert aus dem Widerstand gegen die Dinge, die wir nicht ändern können. Nach Tolle ist Schmerz nichts anderes, als dass du dich all den Dingen widersetzt, die du nicht ändern kannst.

Der Verstand erschafft diesen Widerstand, weil er dadurch die unerwünschte Situation auflösen möchte. Doch, wer sich mit der Realität (mit der Gegenwart) streitet, kann nur verlieren. Hier gibt es übrigens interessante Parallelen zu Byron Katie und ihrer „The Work-Methode“.

Durch ein kraftvolles Ja werden wir und unsere Umwelt lebendiger.

Dabei wird nicht jede Situation im Jetzt immer gut und schön sein. Es ist vielmehr so, dass wir die Situation nicht mehr bewerten und unterteilen in „angenehm“ und „unangenehm“.

Kein Glück oder Unglück, sondern nur das „So-Sein“ des Moments. Dieses Annehmen, kann man bei kleinen Dingen üben, wie zum Beispiel dem Verlieren des Handys oder beim Warten in einem Verkehrsstau.

Damit es einem dann später leichter fällt, auch schwerere Verluste/schwierige Situationen anzunehmen

Wenn wir das Leben einmal als Spiel sehen, würde es bedeuten mit den Karten zu spielen, die uns das Leben austeilt. Auch wenn es sich unnatürlich und ungewohnt anfühlt, Dankbarkeit für die Dinge zu fühlen, die sich nicht gut anfühlen.

Also: Sei zufrieden mit dem, was du hast.

Freue dich an den Dingen, wie sie sind.

Zusammenfassendes Fazit:

Sehr rationale Menschen haben oft Schwierigkeiten, Spiritualität in ihr Leben zu integrieren.

Auch wenn Eckhart Tolle an einigen Stellen nicht einfach zu verstehen ist: Sein Ansatz ist erfrischend undogmatisch und durch die originelle Auseinandersetzung mit unserem Verstand auch für „Nicht-Spirituelle“ sehr hilfreich.

Immer wieder macht er deutlich, dass wir alle lächerlich viel Zeit damit verbringen uns entweder Sorgen um die Zukunft zu machen oder in der Vergangenheit zu leben.

Die Vergangenheit ist vorbei, und die Zukunft ist nicht hier und wird vielleicht nie kommen.

Mit den einschränkenden Gedanken, die ich zu Beginn geäußert habe, empfehle ich dieses Buch allen, die die Qualität des Momentes ihres Lebens verbessern möchten.

Beste Zitate aus dem Buch:

„Die Hauptursache für Unglück ist niemals die Situation, sondern deine Gedanken darüber.“

„Erkenne, dass der gegenwärtige Moment alles ist, was du hast.“

„Du findest Frieden, nicht indem du die äußeren Umstände deines Lebens neu ordnest, sondern indem du erkennst, wer du auf der tiefsten Ebene bist.“

„Sag ja zum gegenwärtigen Moment. Was könnte vergeblicher, verrückter sein, als inneren Widerstand gegen das zu schaffen, was schon ist? Was könnte wahnsinniger sein, als sich dem Leben selbst zu widersetzen, das jetzt und immer jetzt ist? Sag „ja“ zum Leben – und sieh, wie das Leben plötzlich anfängt für dich zu arbeiten und nicht gegen dich.“

Wer ist Eckhart Tolle?

Eckhart Tolle (*1948) ist ein kanadischer Buchautor und spiritueller Lehrer mit deutschen Wurzeln. Spätestens mit seinem Bestseller Jetzt! Die Kraft der Gegenwart (im Original: The Power of Now) wurde er zu einem der bekanntesten spirituellen Vorbilder in Nordamerika und weit darüber hinaus.

Nachdem er mehrere Phasen von ernsthafter Depression erlebt hatte, fand Eckhart Tolle über Nacht Frieden.

Während seiner Depression begann er zu hinterfragen, was sein Leben so unerträglich macht, und fand die Antwort in seinem „Ich“ – dem Selbst, das aus der Kraft seiner Gedanken in seinem Kopf entstand. Am nächsten Morgen wachte er auf und war befreit, weil er es geschafft hatte, ganz im Jetzt zu leben.

Nachdem er mehrere Jahre damit verbracht hatte, nichts anderes zu tun, als seinen neu gefundenen Frieden zu genießen, begannen die Leute schließlich, ihm Fragen zu stellen.

Eckhart begann zu unterrichten und veröffentlichte The Power of Now (Jetzt! Die Kraft der Gegenwart ) im Jahr 1997, das schließlich im Jahr 2000 zu einem New York Times Bestseller wurde, nachdem Oprah Winfrey sich darin verliebte und es empfahl.

Ein Buch wie „Jetzt“ Die Kraft der Gegenwart“ kann ein Türöffner für unser Bewusstsein werden. Allerdings führt ein Buch nur bis zu einer gewissen Grenze.

Wenn wir wirklich kontinulierlich innerlich wachsen möchten, brauchen wir mehr als ein Buch.

Deshalb haben wir GedankenGold entworfen. Eine Lern-Gemeinschaft, in der wir durch wöchtentliche Impulse und täglichen Meditationen von innen nach außen reifen.

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About the Author

Jan von Wille, leitet zusammen mit seiner Frau Susanne die Akademie für Lebenskunst und Leaderschip. Themen wie Achtsamkeit, moderne Spiritualität und Unternehmertum

  • […] eine tägliche Meditationspraxis habe ich gelernt, dass ich beim Joggen nicht schon an meine Todo-Liste im Büro denke und an den […]

     
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