„Oh Mann! Ich weiß gar nicht, wie ich diesen Artikel anfangen soll…“
Belustigt musste ich gerade feststellen, dass mir, dem Autor, zum Thema negative Gedanken als erstes ein negativer Gedanke in den Kopf gekommen ist.
Ein Zufall?
Nicht wirklich. Denn negative Gedanken sind vielfältig und hinterhältig. Sie begleiten uns auf Schritt und Tritt.
Nur selten werden wir uns ihrer bewusst.
Und dadurch verschwenden wir eine riesen Menge an Energie und Lebensfreude.
Doch was ist ein negativer Gedanke wirklich? Wo kommen negative Gedanken her? Und wie wirst du sie wieder los?
Inhaltsverzeichnis
Negative Gedanken sind jene Überzeugungen, Glaubenssätze, Meinungen oder blitzschnell erzeugte Konstruktionen deines Geistes, die dir unangenehme Gefühle bereiten. Und die du deshalb ganz schnell wieder loswerden möchtest.
Keine Frage – Gedanken diese können äußerst unangenehm sein. Aus diesem Grund habe ich im Folgenden drei Überlegungen zusammengetragen, die deine Sicht auf negative Gedanken fundamental verändern werden.
Es sind nie die Dinge selbst, die in uns negative Gefühle auslösen. Die Ursache unseres emotionalen Leides liegt viel mehr in der Bedeutung, die wir den Dingen beimessen. Oder anders formuliert: Die gedankliche Interpretation eines Ereignisses entscheidet, ob du dich danach wunderbar oder miserabel fühlst.
Nehmen wir als Beispiel Martin, der enttäuscht davon ist, dass sich sein Freund Peter schon seid längerer Zeit nicht mehr telefonisch gemeldet hat. Was genau passiert mit Martin im Moment seiner Enttäuschung?
Das Ereignis: Peter hat dich jetzt schon seit drei Wochen nicht mehr angerufen.
Martins gedankliche Interpretation: „Peter mag mich nicht.“
Seine daraus resultierenden Gefühle: Angst, Unsicherheit und Einsamkeit.
Vielleicht denkst du jetzt, dass Martins Interpretation der Situation vollkommen gerechtfertigt ist.
Aber ist sie das wirklich? Wer sagt denn, dass Peter nicht einfach viel zu tun hat? Vielleicht ist gerade sein Opa gestorben. Oder er ist einfach der Typ Mensch, der seine Freundschaft eher durch seltene, intensive Treffen zum Ausdruck bringt als dadurch, sich regelmäßig bei Martin zu melden.
Und ganz davon abgesehen – wer sagt denn, dass Peter derjenige ist, der sich zu melden hat?
Sobald du erkennst, dass deine gedankliche Interpretation eines Ereignisses nicht unbedingt der Wahrheit entspricht, verlieren negative Gedanken einen Großteil ihrer Macht. Als Folge davon wirst du gelassener und zufriedener.
Probiere es doch einfach mal aus, wenn du negative Gedanken loswerden willst. Versuche, in den nächsten Tagen, ganz genau darauf zu achten, in welchen Situationen negative Gedanken in dir hochkommen. Sobald du einen dieser Gedanken entdeckt hast, nutze folgende Fragen, um ihn auf den Prüfstand zu stellen:
Dieses „Argumentieren mit sich selbst“ ist im Grunde nichts anderes als eine vereinfachte Form der kognitiven Psychotherapie.
Vielleicht wunderst du dich jetzt, wieso der Artikel an dieser Stelle nicht zu Ende ist.
Immerhin hast du jetzt ja ein wunderbares Werkzeug für den Umgang mit negativen Gedanken in der Hand, stimmts?
Ja und nein.
Denn negative Gedanken sind wie Unkraut: Du rupfst einen aus und zehn neue wachsen nach.
Wieso das so ist?
Weil viele unserer negativen Gedanken die Folge tief (und meist nicht bewusst) verinnerlichter Überzeugungen sind.
Wenn Martin also denkt, dass Peter ihn nicht mag, dann hat das einen Grund. Zum Beispiel wurde Martin in seiner Kindheit von seinem Vater verlassen und empfindet von nun an eine Art Urmisstrauen gegenüber männlichen Bezugspersonen.
„Auf einen anderen Mann kann man sich nicht verlassen“, ist die Grundüberzeugung, die sich in denen Tiefen seiner Psyche eingenistet hat.
Und diese Überzeugung fungiert nun als Linse, durch die Martin die Welt wahrnimmt.
Und diese Linse ist es, in Reaktion auf ein ganz gewöhnliches Ereignis eine negative gedankliche Interpretation hervorbringt.
Anstatt also lediglich an der Oberfläche deines Bewusstseins zu verharren, frage dich deshalb beim nächsten negativen Gedanken, welche Erfahrung dich dazu veranlasst haben könnte, die gegenwärtige Situation in jener Art und Weise zu interpretieren.
Erst, wenn du deine tiefsten Überzeugungen aufdeckst – und sie als Fabrikationen deines Geistes entlarvst – wirst du wahren inneren Frieden erlangen.
Sei jedoch gewarnt:
Die Dinge sind selten so simpel wie in dem obigen Beispiel. Oft benötigen wir Wochen, Monate oder Jahre, um jenen Überzeugungen auf die Schliche zu kommen.
Im Fachjargon wird dieser Prozess übrigens Schattenarbeit genannt.
Da es den Rahmen dieses Artikels sprengen würde, näher auf das Thema der Schattenarbeit einzugehen, gebe ich den Staffelstab hier an dich weiter. Informiere dich einfach mal selbst im Internet und in der einschlägigen Fachliteratur, falls du mehr darüber erfahren willst.
Am Anfang habe ich von negativen sowie hilfreichen Gedanken gesprochen. Nicht von guten oder schlechten bzw. richtigen oder falschen.
Wieso ich diese Form der Bewertung bewusst vermieden habe?
Weil alle deine Gedanken grundsätzlich Konstrukte sind.
Genauso wie deine Überzeugungen, deine Weltanschauung oder deine eigene Identität. All diese Dinge sind typisch menschlich. Im Laufe der Evolution haben sie sich herausgebildet, damit wir uns effektiver in der Welt und in unseren sozialen Beziehungen zurechtfinden können.
Mit Hilfe der Fähigkeiten des Denkens und Abstrahierens sind wir sogar zur dominanten Spezies dieser Erde geworden.
Doch leider hatte diese Entwicklung auch ihre Tücken. Irgendwann in der menschlichen Geschichte haben wir angefangen, die Realität mit unseren gedanklichen Konstrukten zu verwechseln.
Und so nehmen wir die Welt inzwischen fast nur noch durch die Linse unseres Denkens wahr. So sehr sogar, dass selbst unsere Sinneswahrnehmungen im hohen Maße von Konzepten abhängig ist.
Wenn du beispielsweise einen Stuhl anschaust, kannst du gar nicht anders, als ihm sofort die Bedeutung „Stuhl“ zu geben. Es ist dir unmöglich, ihn als das zu betrachten, was er ist. Stattdessen fügst du ihm gedankliche Erweiterungen hinzu.
Probiere es selbst einmal aus. Schau dich in deiner Umgebung um und probiere, die Dinge unabhängig von Konzepten wahrzunehmen. Ich wette, dass dir dies noch nicht mal 10 Sekunden lang gelingt.
Das Denken ist demnach ein essenzieller Bestandteil menschlichen Erlebens. Und das wäre ja noch nicht mal sonderlich tragisch. Wenn da nicht ein klitzekleines Problem wäre:
Wir haben vergessen, dass eine Sache nicht gleich wahr ist, nur weil wir sie denken.
Wir tun so, als ob Sprachen, soziale Strukturen, Weltbilder, Persönlichkeiten bzw. Identitäten sowie tiefe Überzeugungen und alltägliche Gedanken in Stein gemeißelte Dinge wären. Dabei handelt es sich bei allen diesen Phänomenen lediglich um Konstrukte des menschlichen Geistes.
Und solche Konstrukte sind weder wahr noch falsch.
Sie sagen nichts über die Realität selbst aus. Sondern viel mehr etwas darüber, wie wir uns die Realität erklären.
Und welche Erklärung wir wählen, spielt meistens eine erstaunlich geringe Rolle.
Wenn du also mal wieder von einem unangenehmen Gedanken verfolgt wirst, mache dir bewusst, dass dieser Gedanke lediglich ein Konstrukt ist. Dieses Konstrukt existiert zwar nicht ohne Grund. Die Wahrheit spiegelt es aber trotzdem nicht wieder.
Über den Autor
Anchu Kögl ist Autor und Querdenker. Nach seiner fünfjährigen Weltreise lebt er nun auf Zypern. Auf seinem Blog schreibt Anchu unter anderem über innere Stärke und Gelassenheit, die Liebe und den Sinn des Lebens.
Er verbindet dabei psychologisches Fachwissen mit intensiver Lebenserfahrung und einem gelegentlichen Augenzwinkern.
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