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Vor einiger Zeit machte ich meinen morgendlichen Barfuss-Spaziergang in den Weinbergen und es begegnete mir Helmut, ein älterer Mann, der ebenfalls auf unserem Berg wohnt.
Ab und zu kommen wir in ein kurzes Gespräch, dies Mal nahm ich mir etwas mehr Zeit.
Irgendwie spürte ich etwas Besonderes in unserem morgendlichen Gespräch und wir setzten uns auf eine Bank.
Auch wenn es nur 20 Minuten waren, kam es mir vor wie ein stundenlanges Gespräch und er sprach mit mir über Dinge, die er wohl selten gegenüber anderen Menschen aussprach.
Zum Ende des Gesprächs sagte er:
Gott hat sie heute Morgen geschickt! 😉
Weil wir uns verletzlich gemacht haben.
Ich war offen und ehrlich, habe ihm etwas von meinen aktuellen Herausforderungen erzählt.
Auch von meinen Zweifeln und Unsicherheiten.
Und dadurch konnte er es auch.
Wenn wir uns selbst und anderen eingestehen, dass wir nicht vollkommen ist: dann entsteht Verletzlichkeit.
Und damit Ehrlichkeit. Denn wir sind nicht immer souverän und stark. Es gibt Zeiten, in denen wir uns schwach und verloren fühlen – und diese Seiten gehören genau so zu uns.
Das ist menschlich.
Und bedrohlich.
Aber vor allem: Untrennbar mit Selbstannahme und Selbstliebe verbunden.
Verletzlichkeit, das Wagnis zur ungeschminkten Wahrheit und Offenheit anderer mögen wir, gleichzeitig fürchten wir uns aber davor, unsere eigene Wahrheit ans Licht zu bringen.
Manchmal glauben wir, dass unsere Ängste und Probleme sehr ungewöhnlich sind. Wir vermuten, andere hätten mit diesen Themen nichts zu tun.
Aber ich habe gemerkt, dass unsere Ängste, Zweifel und Sorgen doch sehr ähnlich sind. Sie zeigen sich unterschiedlich, aber im Grunde sind sie fast austauschbar.
Zudem kommt, dass wir etwas annehmen, das so gut wie nie eintrifft:
Dass wir verlassen oder ausgelacht werden, wenn jemand unsere dunklen Seiten und Schwächen kennenlernt.
Meistens passiert aber genau das Gegenteil.
Vertrauen und Nähe entsteht, weil sich unser Gegenüber ebenso öffnen kann.
(>> erfahre hier, wie du ganz natürlich deine inneren Grenzen stärkst und ausdrücken kannst)
Mit den Schwächen, Ängsten und Zweifeln des anderen können wir uns leichter identifizieren als mit äußerlich glänzenden Profilen.
Zu diesem sensiblen Thema hat Brené Brown in ihren Studien über Verletzlichkeit und Scham Hunderte von Menschen zu ihren Gefühlen befragt. Sie wollte herausfinden, was Menschen, die durchweg glücklicher und zufrieden mit ihrem Leben waren, anders machten als Menschen, die mit ihrem Leben eher unzufrieden sind.
Alle Menschen, die sie interviewt hat, ließen sich grob in zwei Gruppen einteilen:
Und die wirklich überraschende Erkenntnis dabei war:
Das, was die erste Gruppe im Kern von den anderen unterscheidet, ist ihre Verletzlichkeit.
Die Menschen, die ein sehr erfülltes Leben führen, sind paradoxerweise auch diejenigen, die viel eher bereit sind, sich der Verletzlichkeit auszusetzen.
Dr. Brown erforschte zuerst die Scham als eines unserer grundlegenden Gefühle. Sie wollte wissen, wie Menschen Scham erleben und damit umgehen. Meistens versuchen wir ja, die Scham vor anderen und oft auch vor uns selbst zu verstecken. Denn wenn wir uns schämen fühlen wir uns klein, schwach und fehlerhaft.
Über Dinge, die wir peinlich finden, redet man ja nicht gerne. Aber das hält die Scham lebendig. Deshalb ist es hilfreich, über schambesetzte Dinge mit geeigneten Menschen zu sprechen.
Wenn du jemanden anrufst und von deiner Angst sprichst, die du vor einer bestimmten Situation hast, machst du dich verletzlich.
Denn du weißt nicht, wie der Andere reagiert. Wenn wir dann aber Verständnis und Anteilnahme erleben, löst sich die Scham in Luft auf.
Über peinliche Gefühle zu sprechen ist also das beste Mittel, um das Monster der Scham zu zähmen.
Wenn wir unsere Scham zeigen, machen wir uns verletzlich. Diese Verletzlichkeit zu akzeptieren ist das Gegengift zu Scham.
Brené Brown schreibt:
Scham ist im Wesentlichen die Angst, mit all unseren Schwächen und Fehlern nicht liebenswert zu sein – sie ist das absolute Gegenteil davon, unsere Geschichte anzuerkennen und uns als wertvoll zu empfinden.
Beschämung kann man also als Angst vor Isolation und Beziehungsverlust verstehen. Wir fürchten uns vor Ablehnung, wenn eine bestimmte Seite unserer Person sichtbar wird, die wir sonst verstecken.
Diese Lebenseinstellung hat noch einen weiteren Vorteil. Sie führt dazu, dass diese Menschen als besonders authentisch wahrgenommen werden. Denn sie zeigen, wer sie wirklich sind. Und da wir Authentizität normalerweise sehr sympathisch finden, haben diese Menschen es auch einfacher, tiefe Verbindungen zu anderen Menschen aufzubauen.
Um es frei nach Brené Brown zusammenzufassen:
Verletzlichkeit ist zwar die Ursache von vielen Ängsten und Unsicherheiten. Doch scheinbar ist sie gleichzeitig auch der Geburtsort der Liebe, der Verbundenheit, der Freude, der Kreativität und des Glücks.
Verletzlichkeit in unserem Leben zu vermeiden ist also scheinbar der falsche Weg, wenn wir ein erfülltes Leben führen möchten.
Wenn wir mit uns selbst nicht zufrieden sind, glauben wir, dass wir immer wieder etwas Besonderes sein oder tun müssen.
Wir suchen nach dem Außergewöhnlichen und schämen uns schnell, wenn wir uns im Mittelmaß bewegen. Doch genau dieses Streben nach dem Außergewöhnlichen ist der Versuch, unverwundbar zu werden.
Brené Brown beschreibt, dass Verletzlichkeit der Schlüssel zu allem ist, von dem wir mehr wollen:
Freude, Liebe, Intimität, das Gefühl von Zugehörigkeit, Vertrauen… Gleichzeitig sind wir aber oft nicht bereit, die Rüstung abzulegen und zu zeigen, wer wir wirklich sind, unsere Ängste und Träume, weil wir fürchten, man könne all das als Munition gegen uns verwenden.
In den 10 Kapiteln ihres Buches „Die Gaben der Unvollkommenheit“ beschreibt die Autorin den Weg, Verletzlichkeit mehr ins eigene Leben zu integrieren:
Und vor allem: das loslassen, was man dachte sein zu müssen – um dann der/die zu sein, wer man wirklich ist.
Immer wieder ist von Mut die Rede:
Die Bereitschaft, etwas zu tun, bei dem es keine Garantien gibt, dass es gut ausgeht. Bereit zu sein, in eine Beziehung zu investieren, die vielleicht glückt – oder aber auch nicht.
Das kann heißen:
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Das allerwichtigste in diesem Prozess ist: daran zu glauben, dass wir genug sind.
Wenn wir in uns die Überzeugung haben: „Ich bin gut genug“, dann hören wir auf, übertrieben auf uns aufmerksam zu machen und beginnen zuzuhören. Wir sind liebevoller und freundlicher zu den Menschen um uns herum, und sind liebevoller und freundlicher zu uns selbst.
Das ist nicht einfach, denn obwohl wir in einem Land des Überflusses leben, sind wir überzeugt: Es ist nie genug:
(Hier klicken zu den 7 Meditationen „Grenzen wahrnehmen und ausdrücken lernen„)
Der Schlüssel ist Dankbarkeit.
Und das probiere ich jetzt auch verstärkt wieder. Im Getriebe des Alltags halte ich an und bin dankbar für das, was ich alles habe.
Vor allem für die gewöhnlichen Dinge des Lebens:
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