persönliches Wachstum durch Meditation

Das Leben als Maßanzug

By Jan | Achtsamkeit

Dez 04

„Ein Mann bestellt einen Maßanzug, ist aber mit dem Ergebnis alles andere als zufrieden. Er zupft an den Ärmeln und beklagt, dass die Ärmellänge unterschiedlich ist. Der Schneider erwidert etwas ungehalten: „Ja, so wie sie dastehen, ist das auch kein Wunder. Normalerweise trägt man ja auch etwas mir rechts: Senken sie mal die rechte Schulter und heben sie den linken Arm, zum Beispiel so…“ Der Schneider tut so, als würde er in der rechten Hand etwas Schweres tragen, und fordert den Kunden auf, dasselbe zu tun. „Na sehen sie! Der Ärmel sitzt doch absolut perfekt“, stellt der Schneider triumphierend fest. „Nun gut“, lenkt der Kunde ein. „Aber was ist mit dem rechten Hosenbein, das ist viel zu weit und zu lang.“  Der Schneider winkt ab. „Wenn sie so dastehen, ist das kein Wunder. Winkeln sie doch mal das rechte Bein etwas an. Noch etwas mehr, so als würden sie eine Treppe hochgehen. Genau! Und schon sitzt die Hose wie angegossen.“ Achselzuckend bezahlt der Kunde und betritt im neuen Anzug die Straße. Er hält die rechte Schulter gesenkt und seinen linken Arm höher, als würde er schwer tragen, und das rechte Bein ist selbst beim Gehen angewinkelt. Auf der gegenüberliegenden Strassenseite flüstert eine Frau zu ihrer Freundin: “ Schau mal, der verkrüppelte Mann da drüben!“ Entgegnet die Freunden: “ Der Ärmste! Aber einen erstklassigen Schneider hat er.“
Diese Geschichte bringt auf den Punkt, was passiert, wenn wir unser Leben hauptsächlich von äusseren Normen und dem Mainstream prägen lassen. Frauen versuchen den Idealmaßen zu entsprechen, Männer folgen unreflektiert einem bestimmten Karrieremuster, Jugendliche zahlen „Monatsbeiträge“ an bestimmte Markenklamotten. Die Lebensmitte wird zur Midlife-Crisis wenn man „oben“ angekommen ist, aber dann erst merkt, dass die Leiter an der falschen Mauer steht.
Sam Keen, der Autor des sehr inspirierenden Buchs „Feuer im Bauch“ formulierte es so:
Es gibt zwei zentrale Fragen im Leben: „Wohin gehst du?“ und „Wer geht mit dir?“

Die größten Probleme kommen, wenn wir die Reihenfolge dieser Fragen umdrehen!

Um den ganz eigenen Lebensweg gehen zu können, ist es wichtig , sich Zeit zu nehmen – möglichst in der Abgeschiedenheit. Von Jesus, den Propheten und den „Wüstenvätern“ wissen wir, dass sie immer wieder von Gott in die Wüste geführt worden sind.
Manchmal spüre ich, wie Gott mich in diese Abgeschiedenheit ruft. Oft muss ich es mir allerdings einfach vornehmen. Kein Mensch erinnert mich daran….

Manchmal ist es auch keine einfache Zeit und die Kontaktaufnahme zum eigenen Herzen und zum Geist Gottes braucht Geduld. Aber dann spüre ich wieder, wie die Leidenschaft für´s pure Leben pulsiert.
Das braucht übrigens nicht immer ein Urlaub oder mehrere Tage in der Abgeschiedenheit sein. Es können die Momente der Stille zwischen zwei Arbeitsschritten sein, oder ein Spaziergang am Morgen, das Gebet auf meiner Lieblingsbank im Park….

„Willst du das Beten nicht unterbrechen, unterbrich deine Leidenschaft nicht, denn deine Leidenschaft ist dein ununterbrochenes Gebet.“(Augustinus)

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About the Author

Jan von Wille, leitet zusammen mit seiner Frau Susanne die Akademie für Lebenskunst und Leaderschip. Themen wie Achtsamkeit, moderne Spiritualität und Unternehmertum

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