persönliches Wachstum durch Meditation

Können wir Gott berühren?

By Jan | Spiritualität

Mrz 23
Kosmos blau

Wenn man mir heute auf der Straße begegnen würde, könnte man denken:

Ein ganz normaler Mann um die 50 herum, gesittet, vielleicht sogar gut aussehend 😉

Jan von Wille Foto neu

Als ich 19 Jahre alt war sah das anders aus. Ich war ziemlich auf- und durchgedreht. Und:

Kontemplativ – auf der Suche nach Gott.

Jan altes foto

Irgendwie hat mich diese Frage schon sehr früh und sehr exzessiv beschäftigt.

Wie kann ich Gott erkennen und auf welche Weise kann ich Ihn tiefer erfahren?

 

Auch mehrere Jahrzehnte später lässt mich diese Frage nicht mehr los. WIE ich jedoch nach Gott frage, – das hat sich dramatisch verändert.

 

Einer der entscheidenden Momente war ein Gespräch mit meinem damaligen geistlichen Begleiter. Auf die Frage: „Wie kann ich Gott näher kommen?“ gab er folgende revolutionäre Antwort:

„Gar nicht“.

Das saß!

„Ich such mir einen anderen Begleiter“ war meine spontane Reaktion. Etwas später fand ich die Antwort jedoch genial.

Warum?

Das hängt mit der Allgegenwart Gottes zusammen.

Die Allgegenwart Gottes haben Theologen einmal folgend definiert:

„Gott ist im ganzen Raum in allen Orten wahrhaft anwesend. Nicht nur mit seinem Wissen und Macht, sondern er ist in allem bis in den kleinsten Raum ganz da mit seinem gesamten Wesen.“

Wow…!

Wenn ich im Auto fahre und lasse lässig meinen Arm raushängen, dann ist nur ein Teil von mir draußen. Nicht der ganze Jan.

Gott aber ist überall ganz gegenwärtig.

„Erfülle ich nicht den Himmel und die Erde“ ? Jeremia 23,24

 

Er ist also als Vater, Sohn und heiliger Geist überall gegenwärtig.

Und: Nicht nur der Kosmos ist erfüllt und durchdrungen von seiner Gegenwart sondern auch mein Innerstes…

 

Ich weiß nicht, wie es dir bei diesem Gedanken geht. Mir läuft dabei immer noch ein leichter Schauer über den Rücken. Ich glaube, wir brauchen Ehrfurcht vor diesem Geheimnis.

Ehrfurcht ist der Schlüssel zu jedem Geheimnis.

Und nun die Frage: wenn Gott so ist, was können wir diesen Gott geben?

Braucht er überhaupt irgendetwas?

Im menschlichen Sinne sicherlich nicht.

Gott hat mir gegenüber keine Bedürfnisse. Aber er hat Sehnsucht nach mir.

Aus diesem Grund ist seine Liebe auch anders als menschliche Liebe.

Lasst uns ihn lieben; denn er hat uns zuerst geliebt.“ 1. Johannes 4,19

D.h. nicht nur, dass er zuerst angefangen hat uns zu lieben, sondern seine Liebe ist immer „zuerst“.

 

Ich bin mit meiner Frau inzwischen 24 Jahre verheiratet und wir sind durch viele Höhen und Tiefen gegangen. Zwischendurch denke ich dann schon mal:

Man, meine Liebe zu ihr ist ganz schön gereift!

Aber dann gibt es Tage, in denen entweder ich oder Susanne überhaupt nicht gut drauf sind. Einer von uns beiden verhält sich nicht liebenswürdig sondern ziemlich ätzend. In diesen Zeiten merke ich sofort wie stark doch meine Liebe darauf angewiesen ist, dass sich der andere liebenswert verhält.

 

Das Wesen von Gottes Liebe ist grundlegend anders.

Sie ist völlig unabhängig von meinem Verhalten. Sein Wesen ist Liebe und ich kann nichts tun damit er mich mehr oder weniger liebt. Was für eine unglaubliche Befreiung.

Wenn wir das nicht verstehen, entwickeln wir eine religiöse Grundhaltung, mit der wir versuchen „gut“ zu sein. Wir zeigen uns von unserer besten Seite und verstecken die dunklen Anteile in uns. Unsere dunklen Seiten und unsere Gebrochenheit, Dinge für die wir uns schämen…

 

Aber Jesus hat folgendes gezeigt:

Gott lässt sich gerade durch unsere Schwachheit berühren.

 

Diese Wahrheit wird sehr eindrücklich in der Geschichte von der so genannten „blutflüssigen Frau“ dargestellt. (Lukas 8):

Eine Frau, die über viele Jahre an einer schweren Krankheit litt und nach jüdischen Gesetzen unrein war, sieht Jesus in einer Menschenmenge. Sie drängelt sich durch das Gewühl hindurch und berührt Jesus von hinten.

„Wer hat mich berührt“ fragt Jesus sofort? Irgendwie hat er gespürt, dass dies eine andere Berührung war.

Es ist interessant, dass wir den Namen dieser Frau nicht kennen. Wir kennen nur ihr Problem.

Das Problem hat sie zu Jesus geführt. Und es ist so, als ob eine Art Stromkreislauf geschlossen wurde: Wenn die Not Jesus berührt, geht Kraft von ihm aus.

Interessant ist auch, dass viele Menschen um Jesus herum waren. Er wurde gedrückt und gedrängt wie auf einem Rockkonzert. Aber nur eine Person berührte ihn wirklich.

Es ist also möglich, mit Jesus unterwegs zu sein, ohne ihn wirklich zu berühren.

Die Botschaft lautet:

Wenn du Jesus berühren willst, brauchst du Zugang zu deinen eigenen Schwächen.

Menschen, die sich vor Gott aufplustern und durch ihre Stärke die Beziehung zu Gott leben wollen, kommen nicht in Berührung mit ihm. Sie mögen wohl an Gott glauben, berühren ihn aber nicht vom Herzen her.

 

Fragen zur Meditation:

  1. Ist dir die Allgegenwart Gottes in diesem Sinne bewusst?
  2. Versteckst du noch die dunklen Seiten deiner Seele vor Gott, oder kannst du sie als zentralen Landeplatz Gottes in deinem Leben annehmen?

PS: was denkst du zu diesen Zeilen? Deckt sich das mit deinem Gottesbild / deinen Gotteserfahrungen? Schreib deine Gedanken unten in den Kommentar…

 

Buchtip:

„Spiritualität von Unten“ von Anselm Grün
Ein kleines Büchlein (ca. 60 Seiten). Hab ich vor ca. 15 Jahren gelesen – und es hat mich zu dieser Thematik stark bewegt. „Wie wir über die Lebensbereiche, die bei uns NICHT in Ordnung sind, Gott auf besondere Weise berühren können.“

Spiritualität von Unten

 

 

 

Spiritualität von unten

 

„Die Gabe der Unvollkommenheit.“
Dr. Brené Brown erforscht nach einem eigenen Zusammenbruch eines unserer elementarsten Gefühle: Die Scham. Wie gehen Menschen mit der Scham um? Meistens wird wie verschwiegen. Doch für Brown ist es unbedingt nötig, Scham in Worte zu fassen, wenn wir aus „vollem Herzen leben möchten“. Ein Leben aus vollem Herzen bedeutet für die Wissenschaftlerin ein Leben voller Freude, Verbundenheit und Sinn.

Scham ist im Wesentlichen die Angst, mit all unseren Schwächen und Fehlern nicht liebenswert zu sein – sie ist das absolute Gegenteil davon, unsere Geschichte anzuerkennen und uns als wertvoll zu empfinden.

Die Gabe der Unvollkommenheit Buch

 

 

 
Die Gaben der Unvollkommenheit: Leben aus vollem Herzen

 

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About the Author

Jan von Wille, leitet zusammen mit seiner Frau Susanne die Akademie für Lebenskunst und Leaderschip. Themen wie Achtsamkeit, moderne Spiritualität und Unternehmertum

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