Als Jugendlicher bin ich zusammen mit Freunden oft im europäischen Ausland umhergereist. Damals gab es an den Grenzen der Länder noch Passkontrollen. Mein Kleidungsstil, meine Frisur und meine ganze Ausstrahlung waren zu dieser Zeit ziemlich extravagant. Und auch das Foto in meinem Reisepass sah nicht sehr vertrauenswürdig aus. Ich fand das damals äußerst cool, und auch meine Freunde waren angetan.
Aber an den Grenzen wurden ich aus diesem Grund oft angehalten und untersucht. Ich wirkte verdächtig. Mein Äußeres löste also unterschiedliche Reaktionen auf meine Umwelt aus.
Auch wenn ich heute mit 52 Jahren recht zivilisiert aussehe, weiß ich, dass meine Person immer noch sehr unterschiedliche Wirkungen auf anderen Menschen hat:
Für manche bin ich ein sehr freundlicher, verbindender Mensch. Andere erkennen in mir einen eher sturen und unnachgiebigen Menschen. Manche nehmen mehr die offene Seite, andere die verschlossene Seite an mir wahr. Für manche gelte ich als gutaussehend (zum Glück bei meiner Frau ;-), andere empfinden mich als nicht sehr attraktiv.
Welches Bild hast du von dir?
Mit diesem Blogartikel beginne ich nun eine 8-teilige Reihe über unsere Identität in Gott.
Wer bin ich – in meinen Augen, in Gottes Augen, in den Augen anderer Menschen. Diese Frage prägt die vielen kleinen und großen Entscheidungen meines Lebens.
Je klarer ich weiß, wer ich bin, desto kraftvoller und natürlich wird mein Leben.
Im ersten Johannesbrief habe ich eine gewaltige Aussage gefunden:
„Meine Lieben, wir sind schon Gottes Kinder; es ist aber noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden. Wir wissen aber: wenn es offenbar wird, werden wir ihm gleich sein; denn wir werden ihn sehen, wie er ist.“ 1. Joh 3,2
Für mich wird hier eine der ganz zentralen Wahrheiten im Christentum ausgedrückt:
Die Geburt und Entwicklung unseres wahren Selbst.
Wenn es um Charakterformung und Heiligung geht, denken viele Christen an ein Imitieren von Jesus. Sie haben verschiedene Bilder von Jesus vor Augen und versuchen, ihm und seinem Leben nachzuahmen. Das ist eigentlich schon gut, aber noch nicht das Beste!
Denn es geht um die Entfaltung einer neuen, inneren Identität. Wenn wir in der Bibel von einer neuen Geburt oder Wiedergeburt lesen, dann ist damit das Erwachen unserer wahren Identität gemeint. Und dieses Erwachen mündet in ein neues Sehen, ein verändertes Verhalten und die Prägung unseres Charakters. Ein häufiger Ausdruck dafür ist die „Frucht des Geistes“.
Inhaltsverzeichnis
In den folgenden Beiträgen werde ich diese Frucht des Geistes, die neue Identität in Christus dem alten Bild des Ego gegenüber stellen:
Unser Ego wird geprägt durch unsere Erfahrungen, unser Selbstbild und unseren Erwartungen, wenn sie unerlöst mit unseren Wunden in Verbindung stehen.
Im Brief an die Galater beschreibt Paulus unser wahres Selbst. Lass diese Beschreibung mal auf dich wirken:
„Die Frucht, die der Geist in uns wachsen lässt, ist: Liebe, Freude, Frieden, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung.“ Galater 5,22
Das ist keine Beschreibung über das, was wir versuchen zu sein, sondern unser wahres Selbst!
Ich kann deine spontane Reaktion auf diese Aussage schon ahnen: „Da kennst du mich aber schlecht!“. Auch wenn ich dich vielleicht nicht persönlich kenne, weiß ich, was Gott über dich aussagt:
„Du bist mein Kind, du bist mir wesensverwandt. Du bist geschaffen in mein Bild hinein, aus meinem Geist geboren.“
Eine ganz andere Sache ist, dass wir nicht immer aus unserem wahren Selbst heraus handeln.
Die Bibel nennt das den alten Menschen. Der Mensch, der durch viele Wunden, Enttäuschungen und Gebrochenheit im Ego gefangen ist.
Leider ist das das Bild, welches wir nur zu gut kennen, und es ist für uns oft gewohnter, als die Sicht Gottes auf uns.
Aber das ist nicht das, was wir wirklich sind!
Aber wenn wir uns immer mehr so sehen, wie Gott uns sieht, werden wir dramatische Veränderungen erleben! Zum einen wird sich unser Selbstbild verändern, aber auch unser Verhalten und unsere Gefühlen werden sich verwandeln.
Ich werde in den nächsten Wochen jeweils eine Eigenschaft unseres wahren Selbst herausgreifen und einer „alte“ Eigenschaft gegenüber stellen.
So können wir den Unterschied besser sehen und durch die Kraft des neuen Selbstbildes immer mehr Erneuerung erfahren.
Beginnen wir mit dem
Der Egoist hat ein Lebensmotto:
Sein Handeln und Denken wird geleitet von einer zentralen Frage:
Wie kann mir das nützen? Bringt mich das vorwärts in meinen Wünschen und Zielen?
Diese Menschen brauchen natürlich auch Beziehungen, andere Menschen, aber Sie brauchen sie letztendlich immer wieder nur, um sich selbst zu lieben. Sie benutzen Beziehungen um ihr eigenes Ego zu stärken. Diese Menschen können das Liebe nennen, aber letztendlich ernähren sich nur selbst.
Ich habe schon mit vielen Ehepaaren gesprochen, die in einer tiefen Krise steckten. Auch wenn jede Ehe einzigartig ist, so sind die Muster der Probleme doch sehr ähnlich.
Es gibt keine andere Dynamik in unserem Leben, durch die ich so klar an meine persönlichen Grenzen komme wie durch den Menschen in meiner Partnerschaft. Alle anderen Menschen kann ich doch irgendwie auf Abstand halten. Aber eine Partnerschaft bringt so viel Nähe mit sich, dass ich dadurch gezwungen werde, mit meinen größten Engpässen und Wunden in Berührung zu kommen.
Ein sogenanntes Eheproblem ist nicht das Problem einer Ehe, sondern ein Persönlichkeitsproblem. Ein Problem, dass ich in mir trage und dass durch die Ehe nur aktiviert und dadurch sichtbar wurde.
Das Ego möchte diesen Schmerz und diese Verunsicherung nicht aushalten und flieht.
Wir sagen dann:
„Es ist nicht der richtige Partner.“
„Wir passen doch nicht zusammen.“
„Die Liebe ist verloren gegangen.“
Solche Sätze kommen dann doch recht schnell und man geht wieder auf die Suche nach einem anderen Partner – und weicht dadurch der Möglichkeit des Heilwerdens aus.
Die Welt des Egoisten wird durch diese Fluchtreaktionen immer kleiner.
Es gibt kaum traurigeres als in einer kleinen Welt zu leben, in der ich auch noch der Mittelpunkt bin.
Die Frucht des Geistes, die den Egoisten in uns erlöst ist:
Über Liebe ist schon viel geschrieben und gesungen worden. Aber ich möchte Liebe heute mal ganz einfach und praktisch definieren:
Das ist Liebe. Ich treffe eine Wahl für das Wohl des andern. Es ist eine Entscheidung und eine Handlung!
Das spannende daran ist: diese Frucht, diese Kraft der Liebe ist in unserem Inneren angelegt. Sie ist durch Gottes Geist in unser Herz hineingelegt.
Und diese neue Natur wird aktiviert und freigesetzt durch deine Entscheidung!
Es beginnt mit der Erkenntnis: Ich bin eine liebevolle Person.
Und immer dann, wenn ich in meinen Handlungen Liebe wähle, komme ich in Kontakt mit meinem tiefsten und wahrsten Selbst.
Durch die Entscheidung im richtigen Augenblick wird die Kraft des Geistes in uns freigesetzt und Liebe findet ihren Weg um sich auszudrücken.
Dadurch findet dieser geistliche Geburtsprozess statt, von dem Johannes in seinem Brief redet.
Hier gebe ich dir nun drei ganz einfache und praktische Tipps, mit denen du deine neue Natur aktivieren kannst:
Es ist erstaunlich, mit wie wenig Aufwand wir so direkt und positiv Menschen berühren können. Ein Blick in das Gesicht eines anderen Menschen – verbunden mit einem Lächeln, geht direkt in das Herz des Gegenübers.
Vielleicht sagst du jetzt: mir ist aber nicht immer nach Lächeln zumute. So geht es mir auch.
Wahrscheinlich hast du auch schon von den vielen Studien gehört, die den positiven Zusammenhang von Lächeln und Emotionen aufgezeigt haben. Wenn du bei deinen Begegnungen mit anderen Menschen lächelst, wird es dir selber erst einmal etwas besser gehen. Dann geht es weiter: Menschen, die dein Lächeln erleben, wird es ebenfalls besser gehen. Das liegt an den sogenannten „Spiegelneuronen“. Das, was wir im außen sehen, wird automatisch in uns reproduziert. Dein Lächeln war dann ein kleiner Dominostein, den du in deinem Umfeld in Bewegung gebracht hast. In diesem Sinne warst du dann ein „Licht in dieser Welt.“
Damit meine ich nicht, zu schleimen, sondern einen Menschen heute ganz bewusst anzuschauen und eine Sache zu sagen, die du an ihm oder ihr gut findest. Jeder Mensch hat etwas Schönes an sich. Wenn du das erkennst und ausdrückst, dann löst du Dopamin in dieser Person aus. Du wirst das sofort merken, denn diese Reaktion löst auch in dir Dopamin aus. Dopamine sind Glückshormone. Und es geht noch weiter: Dieser Mensch wird sich durch dein Kompliment seiner schönen Anteile mehr bewusst geworden sein und wird dieses erhebende Bewusstsein wieder an andere Menschen weiter geben, die es wieder an andere weitergeben. Ein weiterer Domino-Effekt, durch dich ausgelöst.
Also: jeden Tag mindestens einem Menschen etwas Positives ausdrücken
Ein so alter und banaler Satz, der es aber in sich hat. Überlege, wo du jemanden ganz praktisch etwas Gutes tun kannst, sei es eine praktische Hilfe oder ein kleines Geschenk, mit dem du deine Wertschätzung ausdrückst.
Nur wenn Liebe auf diese Weise praktisch wird, hat sie Kraft.
Das schöne daran ist: Sie wirkt auch auf dich zurück. Du machst durch diese kleinen Aktionen die Welt um dich herum schöner und freundlicher – und du wächst in deiner göttlichen Identität. Dein Verhalten stimmt mit deinem inneren, verborgenden Sein überein und es verstärkt sich gegenseitig.
Nun wünsche ich dir viel Spaß und Entdeckerlust in dieser Woche beim Umsetzen.
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