Jeder, der schon mal beim Augenarzt seine Augen hat vermessen lassen weiß, dass es ein „dominantes“ Auge gibt. Also das Auge, mit dem wir bevorzugt sehen.
Genau so gibt es ein inneres dominantes Auge. Oder anders ausgedrückt:
Inhaltsverzeichnis
Ich nenne das „geistliche Seh-Stile“.
Dieser ganz persönliche Seh-Stil wurde durch unsere Biographie, unsere Persönlichkeit, unsere Erziehung und Verletzungen geprägt. All das entscheidet darüber, was und wie wir sehen.
„Wir sehen die Dinge nicht wie sie sind, sondern wie WIR sind.“
Jesus hat es mal so formuliert:
„Ein klares Auge lässt das Licht bis in deine Seele dringen. Ein schlechtes Auge dagegen sperrt das Licht aus und stürzt dich in Dunkelheit. Wenn schon das, was du für Licht hältst, in dir Dunkelheit ist, wie dunkel wird dann erst die Dunkelheit sein.“
Matt. 6,23
Dein Auge ist sozusagen das Fenster deines Körpers.
Zwei Erkenntnisse sind für mich hier hilfreich geworden.
1. unser Auge wählt immer aus
2. das was wir oft anschauen, prägt unser Leben
Wenn ich jetzt 4 verschiedene Seh-Stile vorstelle, überlege doch mal, welches dein dominantes inneres Auge ist.
„An Zorn festhalten ist wie Gift trinken und erwarten, dass der Andere dadurch stirbt.“
Dazu eine Geschichte:
Ein Schüler fragte seinen Meister, wie er besser mit Zorn umgehen könne.
Der Meister antwortete:
„Stell Dir vor, es ist ein nebliger Tag und bist mit Deinem Boot draußen auf dem See. Du kannst kaum etwas sehen, weil der Nebel sehr dicht ist und plötzlich kommt ein anderes Boot direkt auf dich zu.
Du wirst zornig. Du denkst: gestern erst habe ich mein Boot neu angestrichen … und kraaach – das fremde Boot fährt geradewegs in Deins hinein. Du kannst die frische Farbe, die Du gestern mit viel Mühe aufgetragen hast, geradezu abblättern hören. Zorn und Ärger!
Doch dann siehst Du genauer hin: das andere Boot ist leer! Niemand drin. Es gibt niemand, der Dich absichtlich gerammt hat.
Du seufzt und denkst: ach was soll’s, dann muss ich das Boot eben noch mal streichen. Dein Zorn verfliegt und die Sache ist für dich gelaufen.
Der Meister fuhr fort:
„So ist es mit allen schwierigen Situationen und Menschen denen du begegnest: Es ist, als würden wir von einem leeren Boot gerammt werden.“
Wenn wir dies erkennen, desto leichter können wir uns beruhigen und sehen, wie nutzlos und lächerlich es doch ist, an Zorn festzuhalten. Schuld ist immer das leere Boot.“
Darin besteht die Übung: das Boot als leer anzusehen.
Selten wirst du Menschen oder Situationen erleben, die Dir ganz bewusst und absichtlich persönlich schaden wollen.
Und selbst wenn Dir jemand ganz persönlich schaden wollte: Hintergrund wird bei dieser Person immer eine nicht geheilte oder verarbeitete eigene Verletzung sein.
Wenn Dich dann Wut und Ärger überfluten:
– schließe für einen Moment Deine Augen.
– Atme ruhig und tief durch und stell Dir bildlich vor, wie Dich ein Boot gerammt hat (das Ärgernis) – jedoch:
Es sitzt niemand im Boot.
Vielleicht musst Du jetzt dein Boot neu streichen und reparieren, aber
wie lange kann man schon auf ein leeres Boot wütend sein?
Habgier ist wohl eine der stärksten Antriebskräfte in uns Menschen. Die Medien wissen das, deshalb ist die ganze Werbung darauf aus, diese Habgier in uns zu wecken und lebendig zu halten.
Die materiellen Güter dieser Welt sind jedoch ungerecht verteilt. Das war schon immer so und wird sich auf dieser Welt sicher nicht grundlegend ändern. Der Kommunismus versuchte diese Änderung sogar gewaltsam herbei zu führen und ist daran gescheitert. Auch wenn wir uns für Gerechtigkeit einsetzen sollen, wird es nicht dazu kommen, dass alle genau das gleiche haben. Deshalb ist unsere innere Einstellung zu den Gütern entscheidend.
Hier ein kleiner Selbst-Test:
• Hast du genug zu essen….
• Hast du ein Fahrrad oder ähnliches Transportmittel
• Hast du ein Bett und Dach über Kopf?
• Hast du Zugang zu trinkfähigem Wasser?
Wenn du auf diese vier Fragen mit „Ja“ antworten kannst: Herzlichen Glückwunsch!
Du gehörst zu den 15 % der reichsten Menschen auf dieser Welt! 85% der Weltbevölkerung hat all das nicht!
Praxistipp:
Wenn du etwas siehst, das über 50 Euro kostet und du den Reflex spürst: „das möchte ich haben“ – gib dir 2 Wochen Zeit. Wenn du nach 2 Wochen immer noch den Kaufwunsch verspürst, dann überlege, ob du es kaufen solltest.
Versuche zuerst diese Sache/den Gegenstand mit einem anderen inneren Auge anzuschauen. Heilung für ein habgieriges Auge ist:
„Warum siehst du jeden kleinen Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem eigenen Auge bemerkst du nicht?“
Mt 7,3
Wenn ich von einem Auslandsaufenthalt nach Deutschland zurück komme, fällt mir dieses Auge besonders auf. In Deutschland haben wir die Gabe, besonders präzise und analytisch zu sein. Die Kehrseite ist jedoch leider oft eine sehr kritische, beurteilende Sichtweise.
Wenn dieses Auge in uns wirklich dominant ist, bringt das mit der Zeit sehr abgeschottete Persönlichkeiten hervor.
Und langweilige.
Denn durch diesen Seh-Stil komm ich nur mit einem sehr begrenzten Teil der Wirklichkeit in Kontakt.
Beobachte dich doch mal selbst, wie schnell du andere Menschen und Situationen beurteilst.
„Das ist gut, das ist schlecht, das sollte man so machen und nicht so, das gefällt mir, das nicht etc…“
Eine sehr gute und heilsame Übung ist hier der „urteilsfreie Tagesrückblick“. Die Übung besteht darin, am Ende des Tages die einzelnen Erlebnisse noch einmal am inneren Auge vorüber ziehen zu lassen – ohne jedoch zu bewerten. Auf diesem Podcast haben wir die Übung zusammengestellt.
„Alles ist schön, was wir mit Liebe anschauen“
Nehmen wir an, du hast ein kleines Kind, vielleicht im Alter von 1-2 Jahren. Würdest du ins Kinderzimmer gehen, dem Kind beim spielen zuschauen und denken:
Oh man, was für ein unvollständiges Wesen! Diese unkoordinierte Bewegungen… und jetzt sabbert es und torkelt da herum und macht das Zimmer schmutzig. Und die Haare… einfach erbärmlich!
Sicherlich nicht. In jeder Lebensphase sehen wir unser Kind und sind stolz:
Was für ein kostbares Leben. (auch wenn es Phasen gibt, in denen dieser Blick ganz schön strapaziert wird)
Ein liebendes Auge hat die Kraft, das was es anschaut, zu verwandeln! Es ist ein schöpferischer, erlösender Blick.
Wenn du jetzt gerade mal deine Augen schließt und versuchst, dir vorzustellen, wie Gott dich sieht – was empfindest du dabei? Kannst du das Leuchten auf Gottes Angesicht spüren?
Gott sieht dich nicht durch deine Schwächen hindurch, sondern er sieht deine innere Schönheit.
Gott hat kein zorniges Auge, kein habgieriges oder urteilendes, sondern ein liebendes Auge. Ein Auge, durch das sein ganzes Wesen hindurch bis in dein Herz strahlt.
Deshalb schreibt der Autor des Hebräerbriefes:
„Lasst uns aufschauen zu Jesus“ Hebr. 12,2
Wenn wir auf Jesus Christus schauen, können wir den Blick Gottes erkennen.
Diese beiden Bilder waren für uns eine hilfreiche Bild-Meditation zu diesem Thema:
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