persönliches Wachstum durch Meditation

Bist du noch Einsam oder schon Alleine?

By Jan | Meditation

Mrz 14

Einsamkeit und Alleine-Sein – das eine macht krank, das andere glücklich.

Allein“ ist anscheinend ein ekliges Wort. Zumindest sprechen viele Menschen dieses Wort mit einem gewissen melancholischem Grundton aus.

„Du willst allein in den Urlaub fliegen? Nach Australien?“

„Ja.“

„Alleine? Ernsthaft?“

Interessant ist, dass „Allein-Sein“ innerhalb der vier Wände gesellschaftlich völlig ok ist.

„Ich bin heut Abend allein Zuhause. Auf der Couch.

Mit Chips und Netflix.“

Doch sobald „allein“ außerhalb der eigenen vier Wände stattfindet, provoziert es diese seltsamen Blicke. Und vor allem:

Unverständnis.

Die Frau, die am Samstag allein ins Museum geht. Der Mann, der alleine am Tisch im Restaurant sitzt.

Wahrscheinlich alles einsame Wölfe, ohne Freunde, und sicher nicht glücklich.

Mit diesen Zeilen möchte ich ein paar gute Gründe geben, das Alleinsein regelmäßig zu suchen – und zu genießen.

Warum fällt es uns schwer alleine zu sein?

  • Wir haben Angst.
  • Wir sind uns selbst nicht genug.
  • Wir kennen uns nicht.
  • Wir wissen nicht was wir mit uns anfangen sollen.

Ich glaube, besonders die beiden letzten Gründe führen dazu, dass wir uns einsam fühlen.

Wir kennen uns nicht, da wir uns nicht mit uns selbst als Mensch und Persönlichkeit auseinandersetzen.

Lerne dich kennen und lieben – und deine Einsamkeit verwandelt sich in wohliges „All-Eins-Sein“.

Denn du hast den wichtigsten Menschen in deinem Leben immer an deiner Seite:

Dich.

Lerne dich selbst kennen und lieben

Viele Menschen lassen sich auf ihrem Lebensweg oft genug selbst links liegen. Sie kennen andere Menschen, allerlei Orte, sie kennen sich in ihrer Arbeit aus, aber sie selbst sind sich völlig unbekannt.

Ich habe seit vielen Jahren ein „Alleine-Sein-Ritual“. Einmal im Jahr verreise ich für eine Woche ganz allein in ein fremdes Land.

Dabei versuche ich so wenig wie möglich mitzunehmen.

Ein Rucksack, eine Isomatte, ein gutes Buch…

Die letzte Reise, die für mich tiefergreifend war:

Armenien.

Per Anhalter durch die raue und schöne Landschaft, abends in den Bergen ohne Zelt einzuschlafen. In absoluter Stille die riesigen Sterne so lange anzuschauen, bis dieser Blick fast nahtlos in den Traum übergeht… einfach herrlich!

Aber jetzt kommt es:

Obwohl ich diese Art von Reisen schon viele Jahre mache, überkommt mich nach ca. 3 Tagen immer auch eine schmerzhafte Einsamkeit.

Ich kann die Einsamkeit regelrecht in meinem Herzen fühlen.

Es ist das Wegfallen all der sozialen Sicherungen, mit denen ich sonst lebe.

Die mein Selbstbild (und oft auch Selbstwert) aufrecht erhalten.

Auf einmal bin ich mit mir selbst konfrontiert.

Kann ich hier sagen:

Jan, ich liebe dich? Du bist kostbar, einzigartig…?

Kann ich mir selbst mein bester Freund sein?

Halte die erste Phase aus!

Halte ich diese Phase aus, in der keine äußeren Reize oder Bestätigungen kommen, erwacht in mir eine mächtige Kraft voller Unabhängigkeit, Eigenverantwortung und wahrem Glück.

Wenn wir unsere Wurzeln tief im Inneren verankern, stehen wir fest.

Im Laufe unseres Lebens kommen sanfte Brisen, es kommen Stürme, aber es werden auch Orkane über uns hinwegfegen. Diese verändern manchmal das ganze Leben.

Und dann…?

Deshalb: Wenn das Leben dich überrennt oder du nicht mehr weißt, ob du hinter dem eigenen Leben her- oder vor ihm wegläufst:

bleib einen Moment stehen.

Lehn Dich zurück.

Tu nichts oder das, was Dir guttut.

Halte dich selbst aus.

So wirst du wieder du selbst und das Alleinsein weniger einsam.

Hast du heute fünf Minuten Zeit, anzuhalten und gespannt zu schauen, was im Nichtstun auftaucht?

Alleinsein verwandelt

Einsamkeit wird oft mit Alleinsein verwechselt, dabei ist es etwas völlig anderes.

Ob wir allein sind, kann jeder von außen sehen. Wie es uns dabei geht ist von außen nicht sichtbar.

Einsamkeit dagegen ist eine schmerzhafte Empfindung. Wir fühlen uns innerlich isoliert.

Dieses Gefühl der Isolierung kann uns auch quälen, wenn wir in einer Partnerschaft leben oder einen großen Bekanntenkreis haben.

Der unglückliche Mensch ist immer von sich selbst abwesend und niemals präsent.

Søren Kierkegaard

Alleinsein ist immer das, was wir daraus machen. Wenn wir uns auf uns selbst einlassen, können wir wieder spüren, wer wir wirklich sind. Was wir brauchen und was wir wollen.

Ohne äußere Einflüsse werden wir in der Regel zuerst unruhig.

Halten wir diese Phase aus, entsteht eine tiefere, innere Ruhe.

Wir verbinden uns mit uns, verarbeiten Vergangenes und tanken Kraft. Wir schenken uns Zeit und Aufmerksamkeit und sorgen somit gut für uns selbst.

Der Segen des Alleine-Seins

Wenn ich für eine bestimmte Zeit mich auf mich selbst konzentriere und nicht durch Interaktionen abgelenkt werde, entsteht Kreativität.

Meine Aufmerksamkeit kann sich frei bewegen und ganz neue, unentdeckte Dinge entdecken.

Außerdem komme ich zu meiner eigenen Gefühlswelt in Kontakt.

Und wer mit seinem Innenleben vertraut ist, kann bessere, tiefere Beziehungen zu anderen aufbauen.

Somit erhöht Alleinsein die Fähigkeit zur echten zwischenmenschlichen Bindung.

Besonders das Alleine-Sein in der Natur hat enorme Kraft. Wir erleben sie mit ungeteilter Aufmerksamkeit. Das kann in uns ein Gefühl der Freiheit und Selbstsicherheit bewirken.

Hier gebe ich dir 6 Tipps, um Alleine-Sein als Kraftquelle zu erleben

 1. Lerne alleine zu sein

Das ist der einfachste Tipp von allen, den ich dir geben kann.

Die meisten Menschen, die ich kenne, haben es einfach nicht gelernt.

Ich kenne aber inzwischen auch viele, die sich bewusst dafür entschieden haben und genießen inzwischen die Zeiten des Alleine-Seins.

Wenn du durch die unruhige Phase der „Einsamkeit“ gelaufen bist, wirst du erstaunt sein, wie schön und beruhigend es ist, alleine zu sein. Und mit der Zeit du wirst du lernen, dass du selbst genug bist!

Diese Zeit solltest du natürlich nicht mit den berüchtigten Medien (TV, Facebook, YouTube ….) füllen.

Achte auf deine Gedanken, Gefühle, Wünsche und lerne dich selbst kennen.

Wer bist du? Was willst du?

 2. Meditiere regelmäßig

Dies ist der zweite Schritt des Alleine-Seins.

Hier lasse immer mehr deine Gedanken, Gefühle, Wünsche etc. hinter dir.

Nur du, dein Bewusstsein und das Hier und Jetzt.

Wenn du nicht weißt wie du anfangen sollst, dann lese diesen Artikel „Meditieren – die perfekte Anleitung“.

Und wenn du einen Schritt weiter gehen möchtest, dann komm in unsere Meditations-Gruppe. Von zuhause aus – und doch mit anderen Verbunden. Durch die täglichen geführten Meditationen kommst du sehr schnell in einen guten Rhythmus hinein:

GedankenGold – mit Anderen meditieren

Grundlegend für die Zeiten der Meditation ist, dass du tiefer mit dem Sinn deines Lebens in Kontakt kommst.

Stell dir dazu folgende Fragen:

  • Wer bin ich?
  • Was erwarte ich von meinem Leben?
  • Was macht mich glücklich?
  • Was will ich erreichen?
  • Wie soll mein Alltag (ohne Partner) aussehen?
  • Was sollen Menschen über mich sagen, wenn ich eines Tages nicht mehr bin?
  • Was will ich meinen Kindern weitergeben?

Als Inspiration gebe ich dir hier ein Gedicht von Jorge Luís Borges mit (1899 -1987)*

“Wenn ich mein Leben
noch einmal leben könnte, im nächsten Leben,
würde ich versuchen, mehr Fehler zu machen.
Ich würde nicht so perfekt sein wollen, ich würde mich mehr entspannen.

Ich wäre ein bisschen verrückter, als ich es gewesen bin,
ich würde viel weniger Dinge so ernst nehmen.
Ich würde nicht so gesund leben, würde mehr riskieren.
Ich würde mehr reisen, mehr Sonnenuntergänge betrachten,
mehr bergsteigen, mehr in Flüssen schwimmen.

Ich würde an mehr Orte gehen, wo ich vorher noch nie war.
Ich würde mehr Eis essen und weniger dicke Bohnen.
Ich würde mehr echte Probleme als eingebildete haben.

Ich war einer dieser klugen Menschen, die jede Minute ihres Lebens fruchtbar verbrachten.
Freilich hatte ich auch Momente der Freude, aber wenn ich noch einmal anfangen könnte,
würde ich versuchen, nur mehr gute Augenblicke zu haben.

Falls du es noch nicht weißt, aus diesen besteht nämlich das Leben, nur aus Augenblicken.
Vergiß nicht das Jetzt!

Ich war einer derjenigen, die nirgendwo hingingen
ohne ein Thermometer, eine Wärmeflasche, einen Regenschirm und Fallschirm.
Wenn ich noch einmal leben könnte, würde ich leichter reisen.

Wenn ich noch einmal leben könnte,
würde ich von Frühlingsbeginn an bis in den Spätherbst hinein barfuß gehen.
Ich würde mehr Karussell fahren, mir mehr Sonnenaufgänge ansehen und mehr mit Kindern spielen,
wenn ich das Leben noch vor mir hätte.

Aber sehen Sie… ich bin 85 Jahre alt und weiß, daß ich bald sterben werde.”

3. Suche eine Gruppe, die das gleiche Ziel hat wie du

Einsam fühlen wir uns, wenn wir uns sozial nicht zugehörig fühlen. Wenn das bei dir der Fall ist, kannst du dafür sorgen, dass sich das Gefühl ändert:

  • Übernehme eine ehrenamtliche Tätigkeit. Damit tust du etwas Gutes und es bringt zudem einen gesunden Rhythmus in dein Leben.
  • Melde dich bei einem Sportverein an, oder einem Chor, oder …. Die Chance, dass du Menschen mit ähnlichem Interesse findest, ist hier recht hoch.
  • Die gute alte Volkshochschule. Überlege, was du lernen möchtest und buche ein paar Wochen Unterricht.
  • Komm zu GedankenGold – unserem Herzensprojekt. Hier meditieren wir regelmäßig zusammen (jeder für sich zuhause, und doch verbunden durch unsere Präsenz und einem gemeinsamen Wochenthema….) hier zur Seite >>

 4. Lege Tanzmusik auf und tanze!

Dies ist ein Ritual, dass wie die Meditation inzwischen fest zu meinem Leben gehört. Ich tanze gern auf einer Feier. Das ist aber etwas anderes. Hier werde ich gesehen und sehe andere. Es ist ein gesellschaftliches Ereignis.

Das Alleine Tanzen ist ganz anders. Keiner sieht mich. Ich kann ganz in meinen Körper gehen und erlebe eine innere Reise zu meinem Herzen.

Wenn du das noch nie gemacht hast, wird es dich Überwindung kosten. Und wenn du dich gerade einsam fühlst, ist dir in der Regel nicht nach tanzen.

Aber wenn du dich überwinden kannst, kann es das Tor zu einer ganz neuen Erfahrung sein.

5. Mach regelmäßig Sport

Ich mache täglich meinen (kurzen) Jogging. Wirklich kurz: 15 Minuten, denn es macht mir zu wenig Spaß, aber hält meinen Kreislauf fit.

Dann hebe ich ein paar Gewichte im Fitness-Center. Im Sommer auch mal Nordic-Walking.

Sport tut deinem Körper und deinem Geist gut, denn du schüttest Endorphine aus.

Ein letzter Tipp, wenn du Pause vom Allein-Sein brauchst:

Ruf jemanden an, von dem du lange nichts mehr gehört hast

So wichtig das Alleine-Sein ist – es sollte natürlich nicht als Flucht vor Beziehungen eingesetzt werden.

Wenn Einsamkeit überhand nimmt, sollten wir uns auch fragen, wie wir Beziehungen gestalten.

Wo können wir unsere Beziehungen positiv verändern?

Ruf jemanden an, der dir sehr am Herzen liegt und von dem du lange nichts mehr gehört hast.

Sprich über positive Dinge. Frage nach, was dein Gegenüber beschäftigt und freu dich mit (auch wenn du dich vielleicht gar nicht danach fühlst)!

Es wäre nicht gut, in diesem Gespräch über dein Gefühl von Einsamkeit zu sprechen. Dann bist du nämlich gleich wieder bei deiner Abwärtsspirale. Und nach dem Telefonat wirst du genau dort sein, wo du vorher warst.

Sei bei diesem Gespräch bei der anderen Person. Du wirst sehen, es wird dir gut tun.

Nicht nur, dass du einen ‚alten Kontakt‘ wieder aufgefrischt hast, du hast auch jemandem eine Freunde gemacht – und das fühlt sich gut an.

Kann man Allein-Sein lernen?

Ja, auch Alleine-Sein ist eine Gewöhnungssache. Beschäftige dich mit den wertvollen Aspekten des Alleine-Sein.

Meditation ist ein guter Ansatz: Ein paar Minuten täglich helfen zum Beispiel schon dabei, sich an den inneren Raum der Stille zu gewöhnen und Freundschaft mit sich selbst zu schließen.

Ich wünsche dir bei dieser spannenden Reise viel Vergnügen, denn:

Wer gut mit sich allein sein kann, ist niemals wirklich einsam.

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About the Author

Jan von Wille, leitet zusammen mit seiner Frau Susanne die Akademie für Lebenskunst und Leaderschip. Themen wie Achtsamkeit, moderne Spiritualität und Unternehmertum

  • Annette sagt:

    Sie haben einfach erklärt was ich eigentlich schon wusste. Das war ungefähr wie eine Übersetzung aus einer Fremdsprache. Gelungen. Danke

     
  • Silke sagt:

    Ich kann auch gut allen sein.
    Ich habe genau wie Du lieber Jan vor 2 Jahren angefangen einmal im Jahr für 5-7 Tage allein zu verreisen.Ich mag das einfach, um wieder etwas mehr zu mir selbst zu finden.Das erste Mal war das nicht wirklich schwer aber hat sich komisch angefühlt. Nach ganz kurzer Zeit habe ich das Allein-Sein immens genossen.Einfach mal ein paar Tage nur für sich selbst verantwortlich sein und ganz frei in meinen Entscheidungen und unerreichbar für alle. auch eine kleine Lektion für meine Familie.

     
  • Silvie+ sagt:

    ich kann gut AllEIN sein – aber weniger AllEinsSein…daran arbeite ich dank unserer Gruppe und deiner z.V.stehender Meditationen auch ausserhalb der Insider….Borges Zeilen sind Inspiration pur…und deine jährlich.Auszeit….wundervoll auch in meinem Kopf nur die Realisierung…da häng ich noch an Borges Fallschirm und Co fest

     
  • Linda sagt:

    Danke fuer deine Ausfuehrungen, sie regen mich an zum tieferen Nachdenken, auch ueber meinen Sinn des Lebens (was war und was kommt). Borges Gedicht ist eine Schatzkammer.
    Herzlichst Linda

     
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