Wir haben die Fähigkeit, die Zukunft zu planen.
z.B. indem wir eine Lebensversicherung abschließen, damit wir später einmal auf jeden Fall Geld bekommen.
Oder ein Flugticket buchen, das wir erst in zwei Monaten brauchen.
Wir können einen Koffer packen mit Dingen, von denen wir denken, dass wir sie später brauchen werden.
Inhaltsverzeichnis
Dieser Blick in die Zukunft ist eine wesentliche Fähigkeit, die uns von den Tieren unterscheidet. Durch diese Fähigkeit haben wir erstaunliche Erfindungen hervorgebracht. Gleichzeitig ist diese Gabe jedoch auch die Ursache für unsere Sorgen und Ängste.
Denn wenn du dir Sorgen machst, dann malst du dir im Kopf Bilder über ein zukünftiges Ereignis aus. Du nimmst gedanklich etwas vorweg, was noch gar nicht passiert ist (und wahrscheinlich auch niemals passieren wird).
Jeder Mensch hat mit dieser Dynamik mehr oder weniger zu kämpfen. Problematisch wird es, wenn diese Ängste und Sorgen ein Eigenleben bekommen haben. Dann dominieren sie unsere Gefühle und sind rational nicht mehr kontrollierbar.
Machen diese Menschen dann eine Therapie, wird in der Regel irgendwann ein entsprechender Hintergrund gefunden, der zu dieser Angst geführt hat. Das Bewusstmachen dieser prägenden Erfahrungen kann helfen, mit den Ängsten und Sorgen besser umzugehen. Aber oft auch nicht.
„The Tools“
Der US-Therapeut Barry Michels hat zusammen mit dem Psychiater Phil Stutz ein äußerst hilfreiches Buch zu diesem Thema geschrieben. Es beschreibt fünf Werkzeuge, um mit Ängsten, Sorgen und Unsicherheiten fertig zu werden, ohne tiefer in die Vergangenheit gehen zu müssen. Dabei bedient es sich nicht der üblichen Methoden, sondern findet einen völlig neuen Ansatz.
Einen dieser Ansätze – im Buch werden sie „Tools“ genannt, möchte ich hier kurz vorstellen.
Jeder Mensch sehnt sich im Inneren nach Frieden. Also dem Empfinden und Erleben, dass alles gut ist und die Dinge ihren rechten Platz haben. Aber jeder verliert sich auch in Ängsten, entwickelt Sorgen und grübelt über bestimmte Dinge nach. Auch wenn wir rein rational „wissen“, dass diese Ängste übertrieben oder Sorgen unbegründet sind:
Aber Ängste und Sorgen können eine Eigendynamik entwickeln und wir verlieren diese realistische Perspektive.
Wir sind wie unter einer „dunkeln Decke“.
Wir sehen dann nur noch, was schief läuft: in Beruf, Familie, ja der ganzen Welt…
Emotional geht es den Betroffenen fürchterlich schlecht – aber nur der betreffende Mensch erlebt das so. Andere finden das Ganze extrem übertrieben, verdrehen die Augen und wenden sich irgendwann ab. Der sich sorgende Mensch ist ja zudem auch für jeden Rat oder Trost nicht mehr zugänglich.
In einem lichten Moment erinnern wir uns daran, dass beim letzten Sorgen das befürchtete Ereignis nicht eingetreten ist. Aber wieso können wir daraus nicht lernen?
Hier eine wichtige Erkenntnis:
Wenn wir uns in einer unsicheren Situation Sorgen machen, können wir die Illusion der Kontrolle empfinden.
Ein Beispiel: Du findest im Briefkasten ein Einschreiben. Du hast keine Ahnung, um was es sich handelt. Die Post hat schon zu und somit kannst du das Geheimnis nicht so schnell lüften. Du musst warten bis zum nächsten Tag.
Manche Menschen können diese Unsicherheit ganz gut aushalten. Sie denken: „Mal sehen, was das ist. Kann ja nichts Schlimmes sein. Morgen wird sich das Geheimnis lüften.“
Menschen, die zum Sorgen und Grübeln neigen, gehen mit dieser unsicheren Situation anders um.
Es beginnt das Katastrophenkarrussel: Sicher ist es etwas ganz schlimmes. Womöglich ein Vollstreckungsbescheid wegen eines ausstehenden Strafzettels. Oder eine Abmahnung einer Firma. Oder ein Rechtsanwalt schreibt mir, oder die Steuerprüfung….
Eine ungewisse Situation also, und man hat darüber keine Kontrolle.
Sie bereiten sich innerlich auf alle Eventualitäten vor, um so der Ungewissheit nicht mehr ganz so hilflos ausgeliefert zu sein.
Die meisten Dinge, um die wir uns Sorgen machen, treten so nicht ein. So stellt sich zum Beispiel heraus, dass das Einschreiben ein Brief der Online-Bank war, um bei der Post deine Personalien zu bestätigen. Daran hattest du einfach nicht mehr gedacht.
Menschen, die sich oft und intensiv Sorgen machen, haben häufig in ihrer Kindheit unsichere Situationen erlebt und waren ihnen hilflos ausgeliefert. Das können regelmäßige und laute Konflikte der Eltern gewesen sein, verbunden mit der Angst vor Scheidung. Krankheit eines Elternteils mit der Ungewissheit, ob bald der Tod eintritt. Der betrunkene Vater, wenn er gewalttätig wurde….
Wenn Kinder in solchen Situationen nicht durch einen Erwachsenen getröstet werden, müssen sich selbst helfen. Sie warten vor der Tür oder stehen stundenlang am Fenster und glauben, dadurch die Mutter wieder herbei zu führen, die im Streit die Wohnung verlassen hat.
Für ein Kind ist es nicht möglich, diese Situation allein zu verarbeiten. Diese Momente sind ganz schwer auszuhalten. Und es kann auch nicht „nichts“ machen. Aber eines kann es:
Sich Sorgen machen.
Und dadurch werden die Ängste und die Ohnmacht etwas beruhigt.
Gegen graue Gedanken hilft: Dankbarkeit!
Wir haben kaum Kontrolle über die äußere Welt.
Aber worüber wir Kontrolle aufbringen können sind unser Geist und unsere Gedanken.
Wenn wir gerade in einem Angst- oder Sorgenzustand sind, erscheint uns dieser Gedanke natürlich unmöglich.
Hier empfehle ich dir eines der sehr wirksamen Werkzeuge aus dem Buch „The Tools“.
Das können Dinge sein, die für die dich ganz selbstverständlich sind:
Dass du in einem Haus wohnst und nicht auf der Straße schlafen musst.
Das du genug zu Essen hast. Dass du sauberes Wasser hast, Zugang zum Internet usw.
Du kannst die Liste dann in Gedanken noch weiterführen, indem du dir bewusst machst, wovon du alles verschont geblieben bist: Krieg, Terror, früher Tod, Unfälle etc.
Wichtig ist, dass du dir diese Dinge nicht nur einfach schnell innerlich aufzählst, sondern dass du sie mit Emotionen verbindest.
Fühle sie!
Gehe so deine Dankbarkeits-Liste durch. Mach das eine halbe Minute. Das reicht schon.
Wenn du eine Weile dabei bleibst, wirst du spüren können, dass es aus deinem Herzen kommt. Hört sich jetzt vielleicht etwas seltsam an, aber probiere es mal aus!
Dieser Schritt ist ganz entscheidend. Ich selbst habe mir diese Praxis als tägliche Übung verschrieben. Fast jeden Tag nehme ich mir dafür ein paar Momente Zeit.
stell dir vor, dass deine Dankbarkeit zu einer höheren Kraft gehört, die für dich und den ganzen Planeten sorgt.
„Verbinde dich mit dieser Quelle.“
Mit diesen Worten empfehlen es die beiden Psychotherapeuten. Dieser dritte Schritt hört sich jetzt vielleicht etwas seltsam an. Zwei gestandene Therapeuten, einer davon arbeitete als Gefängnispsychiater, schwafeln jetzt von höheren Kräften.
Wenn du nicht religiös bist, fällt es dir vielleicht schwer, auf diese Weise dankbar zu sein.
Vielleicht bist du überzeugt, dass du dir das doch alles erarbeitet hast.
Oder der Gedanke an einen Gott, der für alles sorgt ist dir ganz fern.
Aber denk doch mal einen Moment an deinen Körper. Während der letzten paar Minuten entnimmt er der Luft Sauerstoff, verdaut komplexe Nahrungsmittel, ermöglicht dir, das hier zu lesen und zu überdenken.
All das funktioniert erstaunlich gut, ohne dass du etwas dazu tust. Vielleicht weißt du noch nicht mal, wie dein Körper das genau macht.
Oder stell dir die Erde vor. Obwohl wir sie nicht allzu pfleglich behandeln, versorgt sie uns jeden Tag mit Nahrung, mit Luft zum Atmen, mit Rohstoffen, aus denen u.a. dein Handy oder Laptop gemacht wurden, auf dem du das hier gerade liest.
Das alles weißt du.
Fange an, es zu spüren.
Mit einem dankbaren Herzen…
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