persönliches Wachstum durch Meditation

Die eigenen Eltern loslassen – wie?

By Jan | Beziehungen

Jun 27
Eltern

Das Thema „Festhalten“ und „Loslassen“ durchzieht unser ganzes Leben.

Heute möchte ich es auf einen sehr persönlichen Bereich beziehen: Das Verhältnis zu unseren Eltern.

Familie hält ein Menschenleben lang.

Egal ob man erst fünf Jahre alt ist oder schon 65 –

immer bleibt man das Kind seiner Eltern.

Man zieht um und verändert sich im Beruf, wird älter und hoffentlich klüger, wechselt den Partner und findet neue Freunde.

Anders ist es mit der Familie:

Sie ist die durchgängige Konstante in unserem Leben. Es gibt wohl Ex-Partner, aber Ex-Väter oder Ex-Mütter gibt es nicht.

Das Verhältnis zu unseren Eltern ist zudem das Muster für unser Verhältnis zum Leben. Es ist die wichtigste und früheste Erfahrung, um im Leben Vertrauen zu lernen.

Und um wirklich erwachsen zu werden, muss ich meine Eltern loslassen – aber auch in gewisser Weise festhalten.

Das ist oft ein schwieriger Prozess – für beide Seiten.

Als Erwachsener gehe ich meinen eigenen Weg ins Leben und bleibe gleichzeitig mit den Eltern auf eine neue Weise verbunden. Wenn ich als Erwachsener in bestimmten Situationen zu kindlichen Strategien greife, hat das oft mit einem nicht gelungenen Loslöseprozess zu tun.

Nach meiner Beobachtung gibt es dabei vier Formen:

1. Rebellion

Als ich mit 17 Jahren von zuhause ausgezogen bin, lebte ich in einer rebellischen Haltung. Vieles aus meinem Elternhaus habe ich damals als eng und kleinkariert empfunden. So gab es zum Beispiel nur einmal in der Woche Nutella für uns Kinder.

Als ich dann endlich meine eigene Bude hatte, stellte ich einen Toaster direkt neben mein Bett, kaufte mir ein großes Glas Nutella und strich mir genüsslich und demonstrativ direkt nach dem Aufwachen ein großes Toast mit Nutella.

In der Pubertät gehört Rebellion zum wichtigen Prozess der Abnabelung. Doch manche Menschen reagieren auch als Erwachsene noch pubertär und bekämpfen mit ganzer Energie „die da oben“.

Oder man lebt dieses Lebensmuster im Betriebsrat oder einer Gewerkschaft aus. Hier ist der Loslöseprozess nicht gut gelungen.

2. Anpassung

Scheinbar das Gegenteil, aber sehr verwandt:

man verhält sich so, wie es die Eltern von mir erwarten.

Oft wohnt man weiterhin ganz in der Nähe der Eltern, besucht sich oft oder telefoniert in sehr kurzen Abständen miteinander. Dabei empfindet man in der Regel gar nichts Seltsames und bezeichnet es als ein „inniges Verhältnis“.

Aber auch hier hat man sich nicht zur wirklichen Selbständigkeit entwickelt.

3. Überzogene Erwartungen

Manch einer bleibt bei den kindlichen Erwartungen an die Eltern hängen. Man hofft, dass sich die Eltern noch einmal ändern, dass sie versäumtes nachholen, oder sich für angetane Verletzungen entschuldigen.

Auch dies ist ein Zeichen, dass ein Erwachsener seine Zufriedenheit noch abhängig macht vom „gerechten“ oder „richtigen“ Verhalten eines Elternteils.

4. Völlige Trennung

Als ich mit 17 von zuhause auszog, brauchte ich erst einmal eines:

Distanz.

Und die Erlaubnis, eigene Erfahrungen zu machen.

Nach ca. 1 Jahr konnte ich wieder die ersten Besuche wagen und spürte, dass sich ein neues Verhältnis gebildet hat.

Manche Erwachsene sind von ihren Eltern jedoch so verletzt oder enttäuscht worden, dass sie dauerhaft keinen Kontakt mehr zu ihnen haben – zumindest emotional.

Oft ist dies auch eine unbewusste Strategie, um die Eltern nachträglich zu bestrafen oder Rache an ihnen zu nehmen.

So notwendig einem solche Distanz für das eigene innere Wohlergehen vorkommen mag, es ist keine hilfreiche Lösung. Und zwar für beide Seiten nicht.

Denn im Inneren bleiben die Eltern damit riesengroß, furchterregend und bestimmend. Man selber bleibt klein und schwach.

Wie gelingt eine Loslösung, die für beide Seiten fruchtbar ist?

Jede familiäre Beziehung ist etwas ganz einzigartiges und so gibt es keine generellen Vorgehensweisen.

Entscheidender als äußere Handlungen sind vielmehr die Veränderungen meiner Einstellung gegenüber den Eltern.

Nochmal:

meine Einstellung zu meinen Eltern prägt maßgeblich meine Einstellung dem Leben gegenüber. Denn sie sind meine Quelle.

Durch sie kam ich zum Leben.

Wenn du in eine gesunde Erwachsenen-Haltung hineinwachsen willst und im (inneren) Frieden mit deinen Eltern leben möchtest (hier ist es egal, ob sie noch leben oder schon gestorben sind), können folgende Einstellungen helfen:

  • Deine Eltern haben ihr Bestes gegeben.
    Wahrscheinlich war es nicht das Beste, das vorstellbar war, aber es war das Beste, was deinen Eltern damals möglich war.

Auch unsere Eltern waren Kinder und können nur das weiter geben, was Sie selbst damals bekommen haben. Hinzu kommt, dass viele Eltern in unserer Generation noch die Folgen des Krieges verarbeiteten mussten. Sie mussten „funktionieren“ und verlangten das unbewusst vielleicht auch von dir.

  • Deine Eltern schulden dir nichts mehr.
    Auf einem Seminar habe ich einmal folgenden Satz gehört: „Durch deine Eltern bist du auf diese Welt gekommen. Damit ist ihre Aufgabe erst einmal vorbei!“

Ich habe damals diesem Satz überhaupt nicht zugestimmt. Inzwischen glaube ich, dass er viel Wahrheit beinhaltet. Er hilft uns, unser Anspruchsdenken aufzugeben. Unter Schmerzen und Gefahr für das eigene Leben hat mich meine Mutter geboren.

Das war ihre Aufgabe. Alles weitere ist „mein Leben“.

Ob ich dann in meiner Kindheit viel Güte, Schutz und Ermutigung bekommen, oder eher sehr schlimme Dinge erlebt habe:

es ist mein Leben.

Durch meine Eltern – mit ihren Gaben und Begrenzungen – bin ich auf diese Welt gekommen. Was ich daraus mache, liegt bei mir.

So lange ich noch darauf warte, dass meine Eltern sich ändern, sich entschuldigen oder etwas einsehen, mache ich mich selbst zum Kind und bin abhängig.

  • Den Eltern verzeihen oder vergeben.
    Manchmal wird dazu geraten. Dies ist jedoch eine heikle Angelegenheit. Es kann hilfreich sein, für sich oder auch mit einer anderen Person zusammen seinen Eltern Vergebung auszusprechen. Doch sollte man dies mit Bedacht tun.

Das Aussprechen von Vergebung darf sich nicht mit einer „Großherzigkeit“ verbinden. Denn wenn ich mich über meine bösen und uneinsichtigen Eltern stelle, gerate ich wieder in eine ungute Distanz, die mich vom Leben abtrennen kann.

Hilfreich kann schon die Einsicht sein, dass auch meine Eltern mit den unverarbeiteten Konflikten Ihrer Eltern, mit deren Überforderung und Hilflosigkeit in bestimmten Situationen verbunden waren.

Was kannst du tun?

Um zu sehen, wie weit du im gesunden Prozess deines Loslassens bzgl. deiner Eltern bist, kann dir folgende Übung helfen:

Setz dich an einen ruhigen Ort, wo du für ein paar Minuten ungestört sein kannst.

Schließe deine Augen und stell dir deine Eltern vor.

Versuche deine Empfindungen wahrzunehmen.

Atmest du schneller?

Spannt sich etwas an oder bekommst du einen ganz bestimmten Gedanken?

Dann sage laut zu deinen Eltern:

„Ihr seid meine Eltern. Ich achte und ehre euch“

Beobachte genau, was dann in dir geschieht.

Auf diese Weise kannst du herausfinden, auf welche Weise du mit deinen Eltern derzeit verbunden bist. Vorwurfsvoll, verbittert, ärgerlich oder ängstlich, ablehnend….? oder versöhnt, dankbar, wohlwollend und im Frieden…

Wenn du dich mit diesem Thema näher auseinandersetzen möchtest, empfehle ich dir sehr die beiden Meditationen:

„Die eigenen Eltern loslassen und Frieden finden“.

Hier erfährst du, wie du alte Verstrickungen lösen kannst und zur inneren Freiheit findest.

Frederike schreibt:

„Ich kann nur sagen, diese beiden Meditationen eröffnen Möglichkeiten, sich selber aus der Kind-Perspektive wahrzunehmen, die man gar nicht erwartet hat und eigentlich auch nicht erwarten kann. Nach den sehr persönlichen „Fragen an den Vater / die Mutter“ geht es dann in die Meditationen. Eine so tiefe Begegnung kannte ich vorher noch nicht. Was mich begeistert: an keiner Stelle verurteilend sondern klar und zugleich liebevoll. Für die damit verbundene positive Veränderung meines Lebens kann ich gar nicht genug danken.“

Hier klicken zur Meditation

Schreibe mir gern, was du durch diese Meditationen und der damit verbundenen Reflektion in dir erfahren hast!

Herzlich,

Jan

Vielleicht interessien dich noch diese Gedanken zum Thema „Mit mir selbst Freundschaft schließen“.

Click to rate this post!
[Total: 0 Average: 0]
Beitrag teilen?
 
Follow

About the Author

Jan von Wille, leitet zusammen mit seiner Frau Susanne die Akademie für Lebenskunst und Leaderschip. Themen wie Achtsamkeit, moderne Spiritualität und Unternehmertum

  • J.k sagt:

    Und wenn mich meine Mutter emotional sowie körperlich missbraucht hat ? Und sie es bis heute nicht einsieht ? sollte man da trotzdem vergeben ? Ich tue mir das schwer ehrrlich gesagt.

     
    • Jan sagt:

      Hey J.K. – vergeben heißt nicht „für gut heißen“ oder „Missbrauch akzeptieren“.
      Es ist sehr wichtig, dass wir hier vergeben nicht als Schwamm drüber verstehen. Bei starkem Missbrauch braucht es auch das zulassen von Emotionen wie Wut, Ärger, Agression…. wenn das durchlebt ist, kann Vergebung der ganz wichtige Schritt sein, um selber wirklich frei zu werden. Durch Vergebung lässt du selber los, du selbst wirst frei von einer Last…

       
  • M.M sagt:

    Es kommt auch bei den Eltern drauf an welche Elterntypen man hat.

    Sind beide Elternteile narzistische Persönlichkeiten, dann hilft nur eins. Beine in die Hände nehmen und wegrennen und zwar so schnell wie es nur geht.

    Wer die Hölle mit narzistischen Eltern durchgemacht hat, will sie nicht wieder erleben.

    Ich persönlich empfinde meinen Eltern gegenüber weder Hass noch Liebe, sondern Gleichgültigkeit.

    Nur eines kann ich ihnen nicht verzeihen, dass sie mich so schwach erzogen, haben um mich als Sklaven zu halten, ich habe Jahre gebraucht um mich wieder aufzurappeln. Was damals war interessiert mich in keinster Weise, aber das es Spuren hinterlassen hat ist mühsam für mich und eine echte Plage.

     
  • Marie-Luisa sagt:

    Sehr schade, dass dieser höchst informative Blogbeitrag letztendlich nur dazu dient Werbung für überteuerte Meditations-CDs zu machen. Seriöse Anbieter würden eine Kurzversion vorab und zum Testen in YouTube einstellen und erst dann auf die Premium-Version hinweisen. Eine Abzocke auf Kosten leidender bzw. wahrheitssuchender Menschen. Einfach inakzeptabel. Aber was will man von jemandem erwarten, der sein Geld vorrangig mit Leadership-Seminaren für Unternehmen mit dem Ziel mehr Profi zu generieren, erwarten? Jedenfalls keine Menschlichkeit und keine wahrhaftige Hilfe.

     
    • Jan sagt:

      Hallo Marie-Luisa,
      wie du siehst, findest du hier viele kostenfreie Artikel. Auf YouTube habe ich inzwischen über 100 Meditationen und Teachings hochgeladen – allesamt kostenfrei.
      Bei wirtschaftlich angespannten Situationen bieten wir reduzierte Preise.
      Das mal beachten, bevor du ein schnelles Urteil fällst…
      Viele Grüße von
      Jan

       
  • Maren Dettloff sagt:

    Lieber Jan,
    Ist es möglich den Artikel auszudrucken?
    Ich würde ihn gern immer wieder nachlesen können und mit zu meinen Unterlagen vom „Projekt 100“ tun
    Habe hier auf der Seite keine Möglichkeit zum Drücken gefunden…?
    LG Maren D.

     
    • Marie-Luise sagt:

      Schade, dass Dir bis jetzt niemand geantwortet hat. Das Ausdrucken geht ganz leicht: 1. Menüleiste im Browser aktivieren. 2. Datei anklicken. 3. Druckvorschau anklicken. 4. Dir das Seitenlayout so einstellen wie Du es brauchst. 5. Auf Drucken klicken. Fertig! Alles Gute 🙂

       
  • >

    Ich begleite dich in 2 Tagen zu einem Leben frei von schädlichen Ängsten!