persönliches Wachstum durch Meditation

Wie dir deine Entscheidungen helfen, authentischer zu werden

By Jan | Achtsamkeit

Jan 15
Authentisch sein

Immer wieder müssen wir wichtige Entscheidungen treffen.

Jemand sagte mal, dass es in jedem Leben nur ca. 5-6 wirklich wichtige Entscheidungen gibt. Es lohnt sich, über diese Aussage mal nachzudenken.

Vor einiger Zeit gab es auch in meinem Leben eine Phase, in der ich wichtige berufliche Entscheidungen treffen musste und mein Team hatte ganz unterschiedliche Ratschläge und Meinungen dazu:

  • „Du musst deiner Berufung folgen.“, sagte der Visionär.
  • „Denke an die wirtschaftlichen Konsequenzen!“, gab der Realist zu bedenken.
  • „Du bist zu alt für Experimente“, mahnte der Sicherheitsbeauftragte.
  • „Denke nicht nur über zwei Alternativen nach. Es gibt doch sicher noch mehr Optionen“, riet der Kreativdirektor.
  • „Nun grüble nicht zu lange darüber, entscheide Dich einfach!“, drängte der Ungeduldige.
  • „Solche Entscheidungen darf man nicht übers Knie brechen. Du brauchst noch mehr Zeit!“, empfahl der Bedenkenträger.
  • „Denk an deine Rente“, mahnte Mutter.

Dieses Teammeeting hat tatsächlich stattgefunden.

In meinem Kopf!

Wahrscheinlich kennst du das auch. Man hat eine Idee oder steht vor einer Entscheidung und es gibt dazu verschiedene Meinungen, Gedanken oder Gefühle.

Um mit diesen verschiedenen Anteilen in uns umgehen zu können, hatte schon Sigmund Freud ein Denkmodell geschaffen. Er nannte die drei Grundformen unseres Innenlebens Es, Ich und Über-Ich.

Inzwischen ist dieses Modell sehr vertieft und verfeinert worden.

Das meiner Meinung nach ausgereifteste und sehr praktische System kommt von Richard Schwartz: „Internal Family System“. Hier eine gute Zusammenfassung.

Am bekanntesten dürfte „Inneres Team“ von Friedemann Schultz von Thun sein.

Zurück zum Thema „Entscheidungen treffen“ – und wie du dabei immer authentischer werden kannst.

Wer bin Ich?

Unsere Persönlichkeit ist kein festes „Ding“, sondern eher eine Ansammlung von inneren Anteilen mit ganz verschiedenen Bedürfnissen, Ansichten und Motiven.

Jeder Anteil hat eine gute Absicht, aber natürlich aus einer ganz bestimmten und auch beschränkten Perspektive. Genau genommen sind diese Anteile immer auch kreative Strategien auf innere Konflikte, die man mal erlebt hat.

Jeder innere Anteil hat seine ganz persönliche Art, sich auszudrücken. Er hat ein eigenes Denksystem und auch Emotionen und Bedürfnisse.

Am deutlichsten kannst du deine inneren Anteile in Situationen wahrnehmen, in denen du zweifelst, zögerst, zwiespältig bist – eben in wichtigen Entscheidungssituationen.

Die drei Kategorien

Gleich wird es praktisch, bleib drann 😉 – aber ich will dir noch die drei Kategorien zeigen, in die wir alle Teilpersönlichkeiten zuordnen können. Das ist für die Praxis sehr wichtig:

1. Der Manager.

Dieser Teil versucht, unter allen Umständen das Thema „Sicherheit“ im Leben zu garantieren. Entweder, indem er die innere und äußere Umgebung kontrolliert, z.B. dafür sorgt, dass jemand nicht zu nahe kommt oder abhängig wird.
Der Manager kann sich auch als Antreiber äußern: „Mach es allen Recht“. Oder er ist der innere Kritiker, der ständig das eigene Aussehen oder Verhalten bemängelt.

2. Die Verbannten.

Wenn wir in unserem Leben stark verletzt, gedemütigt oder verängstigt wurden, entwickeln wir oft Anteile mit belastenden Emotionen. Diese Anteile stehen mit ihren traumatischen Erinnerungen in Verbindung mit der Vergangenheit.
Da dies aus Sicht des Managers die eigene Sicherheit gefährden könnte, sorgt er dafür, dass diese Gefühle verdrängt oder abgespalten werden. Die sie repräsentierenden Teile werden in einem inneren Kerker eingesperrt. Mann nennt sie „die Verbannten“.

3. Die Feuerbekämpfer.

Die Feuerbekämpfer treten in Aktion, wenn einer der Verbannten so aufgewühlt ist, dass er aus seinem Gefängnis ausbrechen will. Das ist natürlich mit starken bedrohenden Gefühlen verbunden.

Die Feuerbekämpfer versuchen, die gefährlich flammenden Gefühle schnell zu löschen. Dabei suchen sie oft nach Nervenkitzel oder anderen starken Reizen, die die Gefühle der Verbannten überlagern sollen. Hinter Drogen– und Alkoholabhängigkeit, bei Essstörungen, Sex- oder Arbeitssucht, beim Ritzen usw. stecken häufig Aktivitäten von Feuerbekämpfern.

 

Wer leitet dein inneres Team?

Stell dir die Probe eines Schauspiels vor. Wie das Stück gespielt werden soll, darüber gibt es verschiedene Ansichten. Die anwesenden Schauspieler reden durcheinander, unterbrechen sich und es ist keine klare Linie zu sehen.

Hoffentlich ist jetzt der Regisseur da, der mit klarer Stimme für Ruhe sorgen kann: „Vielen Dank für ihre Beiträge … wir spielen die Szene wie folgt …“

Dieser Regisseur ist das SELBST. Oder auch das „Oberhaupt“ oder „Konferenzleiter“.

Das Selbst ist anders als die Anteile der Persönlichkeit! Es ist den anderen Teilen übergeordnet.

Das Selbst hat wichtige Kompetenzen wie

Perspektive,

Mitgefühl,

Vertrauen und

Akzeptanz.

Dadurch kann es die Beiträge der anderen Persönlichkeitsanteile ruhig anhören, anerkennen und danach mit seiner eigenen Erfahrung den richtigen Weg weisen.

Am deutlichsten erlebst du dein Selbst in den Momenten, wo du im Flow bist,

wenn du präsent bist und dich selbst und andere angemessen behandelst und dich dadurch authentisch fühlst.

Schwierig wird es immer dann in unserem Leben, wenn auf dem inneren Regiestuhl nicht das Selbst sitzt, sondern eine Teilpersönlichkeit Platz genommen hat.
Z.B. der Perfektionist, wenn wir einen Text ganz detailliert zum sechsten Mal durchlesen.

Entscheidend ist, dass wir das bemerken. Dabei kann uns die Achtsamkeit helfen, indem wir uns in solchen Momenten fragen, was wir gerade tun – und warum?

Ein Beispiel: Am Wochenende nach dem Frühstück.

“Heute solltest du die Wohnung aufräumen!” (meldet sich dein Kritiker).
“Aber heute ist ideales Wetter zum Wandern.” (Gegenstimme Genießer).
“Aber heute Abend kommt Besuch.” (Kritiker)
“Morgen wird es regnen, wandern geht nur noch heute.” (Genießer)

Das geht eine Weile hin und her und der Feuerbekämpfer betritt die Bühne: „Mal sehen, was im TV kommt“. Etwas frustriert von diesem inneren Dialog schaltest du die Fernbedienung an und bleibst drei Stunden hängen. Wenn es dann anfängt zu regnen, bleibst du sogar noch länger sitzen und der Kritiker erscheint:

“Du bist einfach ein Versager! Den ganzen Tag so zu verdödeln, krass! Das ändert sich bei dir nie…“

Wie dir dein inneres Team bei Entscheidungen helfen kann.

Wenn du merkst, dass du bei einer Entscheidung schon länger unentschlossen bist, ist die innere Distanzierung hilfreich.

Es ist ein großer Unterschied und ein deutlicher emotionaler Wechsel, ob du sagst: „Ich habe Angst.“ oder „Ein Teil von mir hat Angst.“

Versuche mal folgendes.

  1. Identifiziere die einzelnen Mitglieder deines inneren Teams, die sich jetzt gerade melden.
  2. Komm in einen inneren Dialog mit diesen Anteilen und finde heraus, welche gute Absicht jeder Teil mit seinem Beitrag verfolgt (sehr wichtig: Wertschätzung!)
  3. Gehen dann in Kontakt mit deinem Selbst.
    Kleiner Trick: verändere dabei deine Sitzhaltung oder lauf mal etwas im Zimmer herum. Atme tief durch. Tu also irgend etwas mit deinem Körper, durch das du dich von den Anteilen etwas löst.
  4. Treffe dann deine Entscheidung auf der Basis der gehörten Informationen.

Das braucht natürlich seine Zeit und ist bei wichtigen Entscheidungen eine wertvolle Methode. Also nicht bei der täglichen Essensauswahl in der Kantine 😉

Aber wenn wir auf diese Weise unser inneres Team kennen lernen und unser Selbst aktivieren, werden wir authentischer. Ich entdecke:

  • Was mich wirklich ausmacht
  • Wie ich mir das Leben wünsche
  • Was mir wichtig ist
  • Wann, wo, mit wem ich mich wohl fühle

 

„Authentisch sein“ praktisch

Um Entscheidungen aus dem tiefsten Selbst heraus zu treffen, können noch folgende 3 Orientierungspunkte helfen:

1. Sei dir selbst gegenüber ehrlich

Authentisch sein bedeutet vor allem, dass du ehrlich zu dir selbst bist. Wenn du dich anlügst, machst du dir etwas vor. Du kommst nicht an den Kern deines Wesens und lebst weiter auf Grund von falschen Erwartungen, Vorstellungen und Zielen.

Habe Mut, dich so anzunehmen, wie du bist. Dazu gehört auch zu akzeptieren, was du nicht kannst und was du nicht bist. Ein erster Schritt kann sein, offen zu deinen Stärken und Schwächen zu stehen.

2. Lebe und handle nach deinen eigenen Werten

Werte sind tiefer und kraftvoller als Bedürfnisse! Indem du immer klareren Zugang zu deinem Selbst bekommst, werden dir deine Werte auch bewusster. Wenn du herausgefunden hast, was dich wirklich ausmacht und was dir wirklich wichtig ist, dann lebe danach!

Richte dich nach deinen Werten!

Wenn du dich nach Ruhe und Natur sehnst, warum lebst du dann im Zentrum einer Stadt? Familie ist für dich das aller wichtigste –  warum bewirbst du dich dann auf die Karriereposition? Wenn dir Freiheit und Mobilität für dein Wohlbefinden sehr wichtig ist, warum planst du dann, eine Immobilie zu kaufen?

Fang an, Entscheidungen zu treffen, die deine Werte ausdrücken.

3. Zeige dich nach außen, so wie du bist

Authentisch sein und authentisch zu leben bedeutet auch, deine Gefühle zu zeigen und dich nicht länger zu verstellen.

Das geht natürlich nicht immer uneingeschränkt.

Deinem Chef ins Gesicht zu sagen, was du von ihm hältst, ist wahrscheinlich keine so gute Idee. Im Arbeitsleben gibt es immer wieder Situationen, in denen wir uns anpassen und einen guten Eindruck machen müssen. Auch die zukünftigen Schwiegereltern will man nicht gerne vor den Kopf stoßen.

Aber es geht ja auch nicht darum, ständig und ungefragt anderen deine Meinung und Gefühle aufzudrängen.

Es geht vor allem darum, dir selbst treu zu sein. Und das bedeutet, dass du sagst, wenn dir etwas nicht passt.

Dass du dich traust, zu deinen Ansichten zu stehen.

Und dass du nichts tust, wozu du nicht stehen kannst.

Zum Glück und hoffentlich gibt es dann auch noch Lebensbereiche, in denen du ganz und gar du selbst sein kannst und solltest. Unter guten Freunden oder in einer Paarbeziehung.

Hier musst du nicht vorgeben irgendjemand zu sein. Du darfst dich so zeigen, wie du bist,

wenn es dir schlecht geht,

du mal mies gelaunt bist,

und du todmüde bist…

Du musst dich nicht verstellen.

Du darfst zugeben, Justin Bieber inzwischen toll zu finden. Oder die Toten Hosen. Du kannst ehrlich zugeben, dass deine Kenntnisse in Geographie beim eigenen Bundesland aufhören und dass du unsportlich bist.

Und das ist ein klasse Gefühl.

Ganz du selbst zu sein, so wie du wirklich bist.

Und wichtige Entscheidungen in Verbindung mit deinen tiefsten Werten zu treffen.

Das bedeutet authentisch sein!

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About the Author

Jan von Wille, leitet zusammen mit seiner Frau Susanne die Akademie für Lebenskunst und Leaderschip. Themen wie Achtsamkeit, moderne Spiritualität und Unternehmertum

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